Neue Platten : Unkaputtbar: Punkrock mit der alten Losung, schneller zu sterben (und das Sozialsystem stützen). Neues von den 5Bugs und Brainless Wankers
Das ist die Stunde von Punkrock. Etwas über 60 Minuten Musik, verteilt auf zwei neue Platten. Weil einer der feineren Züge von Punkbands ja ist, dass sie nicht unnütz unsere Zeit vertrödeln und bei den Liedern kaum mal über die Dreiminutenmarke schauen. Auch gibt es hier kein großes Wenn und Aber, keine Crossover-Klimmzüge und keine Bewerbungen für irgendwelche Innovationspreise, da hat sich keine der beiden Bands eine Nu-Anstecknadel an die Brust geheftet oder schielt nach einem Retroschick… das ist einfach nur dieses ewige eins, zwei, drei und hau weg den Scheiß.
Zuerst die etwas Prominenteren: Die Brainless Wankers mit ihrer neuen Scheibe „Consider yourself rocked“ (erscheint auf dem Rockhit Records-Label). Die Berliner Punkrocker malochten bereits im Vorprogramm von Bands wie Donots, den Mighty Mighty Bosstones und Bad Religion, und wenn man genauer hinhört, ist Punk halt immer schon ein Gewerbe, das den Stadionrock bereits im Kleinen probt. Der Ausfallschritt, die hart angepackten Gitarren und die gemeinschaftsstiftenden Chorusse über die Kleckse der Schmierseifenmelodien, alles da bei den Brainless Wankers, die als ihre spezifische Besonderheit die beiden Trompeter in der Band herausstellen, die für meinen Geschmack sogar ruhig noch öfter nach vorn kommen könnten, weil sie den Raum Richtung Lockerheit und Powerpop öffnen.
Auf der Platte findet sich auch ein alter Welle-Witz, von Bärchen und die Milchbubis. Was bei denen damals hübsch als Slogan „Jung kaputt spart Altersheim!“ hieß, nennt sich bei den Wankers etwas verbissener leistungssportlich „Live fast, die young and save the social security system“. Womit auch gleich gesagt ist, dass hier genauso in Englisch gesungen wird wie bei den 5Bugs, deren Debüt-Album „To no one else except you“ ein wenig variabler angelegt ist mit Rock‘n‘Roll-Hinweisen, Hardrockabstechern und Metal-Bratzen. Man gönnt sich sogar etwas Sentimentalität, und damit kommt die Sache manchmal auch ins Knödeln.
In aller Knappheit könnte man sagen: auf die 5Bugs können auch Indierocker (Bands wie Ocean Colour Scene eingeschlossen), die Wankers sollten selbst Ska-Gängern gefallen. Beide Platten samt den Bands sind beim Konzert am Samstag im SO 36 zu haben, und weil dazu noch Ransom, A Common Ground und My Early Mustang auf der Bühne stehen, beginnt das Konzert bereits um 19 Uhr. Eintritt an der Abendkasse acht Euro. THOMAS MAUCH