piwik no script img

vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Der junge Georg Büchner ist nach Lesart der Schaubühne der erste Dramatiker gewesen, in dessen Stücken sich radikal die Gegenwart brach. Mit „Woyzeck“ wird Thomas Ostermeier an der Schaubühne heute Abend seinen zweiten Büchner herausbringen – als Zeitstück aus der Loserwelt an den sozial verwahrlosten Rändern der großen Städte. Am Berliner Ensemble hat sich Leander Haußmann, Spezialist für eine Poesie des Schrägen, zur Abwechslung mit einer Tragödie befasst, und zwar mit Hofmannsthals „Elektra, wo Hass und Barbarei hochtrabende und wahrscheinlich ziemlich komische Exzesse feiern (ab Samstag). Die Performancekünstlerin Penelope Wehrli hat im Podewil einen neuen Abend inszeniert: „Emily On the Rocks“ gilt der amerikanischen Ausnahmedichterin Emily Dickinson (von heute bis Sonntag). Die Arbeiten der amerikanischen Choreografin Meg Stuart gelten unserer fragmentierten Wirklichkeitserfahrung, der sie mit extremen Körperbildern eine Gestalt zu geben versucht. „Visitors Only“ heißt ihr in Zürich uraufgeführter Abend, der ab morgen in der Volksbühne zu sehen ist. „Utopische Körper“ heißt außerdem ein Kongress, auf dem ab Freitag in der Volksbühne die These verhandelt wird, dass sich das utopische Denken nach dem Bankrott der politischen Utopieentwürfe auf den Körper verlagert hat. Dass mitunter schrecklich irrt, wer auf das utopische Potenzial der Liebe setzt, davon weiß Neil LaButes Tragikomödie „das maß der dinge“ zu erzählen, die Uwe Eric Lauffenberg am Maxim Gorki Theater inszeniert hat (ab Freitag). Wer noch nie im Brecht-Haus in Weißensee war, sollte das schleunigst noch tun. Ende Juli wird Brechts weiße Villa als Veranstaltungsort geschlossen (Abschiedsfest am Freitag).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen