piwik no script img

Archiv-Artikel

„Das Sanierungswerk ist noch nicht zu Ende“

Bei der Abschlusskundgebung der SPD warb auch Alt-Bürgermeister Hans Koschnick für die Große Koalition

Von hey

taz ■ Angesichts der Befürchtungen, es könnten zu viele SPD-Stammwähler am Sonntag die Urnen meiden, warben Hans Koschnick und Henning Scherf gestern gemeinsam mit dem SPD-Landesvorsitzenden Detlev Albers um genau diese Traditionalisten. Und womit könnte man die besser erreichen, als mit der Beschwörung sozialdemokratischer Traditionen.

„Kaisen für Bremen, Bremen für Kaisen“, das sei nach 1945 die Wahlparole gewesen, erinnerte Alt-Bürgermeister Hans Koschnick. Auch damals habe sich der Wahlkampf auf eine Person konzentriert – so wie jetzt auf Bürgermeister Henning Scherf. Scherf mache schließlich „die Arbeit der SPD nach außen sichtbar“. Dem wolle er gerne die Zukunft überlassen, er beschränke sich auf die Vergangenheit.

Die Reizworte für sozialdemokratische Stammwähler durften da nicht fehlen. Von Trümmern war die Rede, von Wohnungen für Flüchtlinge, von Schiffbau und Arbeitern. Dann kam er doch noch auf Gegenwart und Zukunft: „Wir haben viel geschafft in den letzten Jahren. Wir haben die Luft- und Raumfahrt gerettet und neben der öffentlichen eine private Uni geschaffen. Können wir jetzt aufhören? Nein.“ So outete sich Koschnick als Befürworter der Fortsetzung der Großen Koaliton: „Wir brauchen das noch vier Jahre für Infrastruktur und Sanierung.“

Henning Scherf blies ins gleiche Horn und erneuerte seine ‚Rücktritts-Drohung‘ – denn als solche muss es bei den SPD-Wählern ankommen: „Wenn wir nicht zur stärksten Partei werden, übernehme ich dafür die Verantwortung.“ So beschwor er die Zögernden: „Unser Sanierungswerk ist noch nicht zu Ende gebracht.“ Die Partei brauche daher am Sonntag „den Mut vieler Menschen die sagen, diese Wahl machen wir zu unserer Sache“.

Allein Parteichef Hans Albers bediente das kleine Grüppchen koalitionsmüder SPDler: „Das Vertrauen der CDU ist nicht mein größtes Ziel“, posaunte er auf den verregneten Marktplatz und erntete damit verhaltenen Applaus unter den 700 Anwesenden. Er war es auch, der die Bundespolitik wie im Vorbeigehen streifte: Die SPD feiere just heute ihren 140sten Geburtstag, „und man könnte meinen, sie ist kein bisschen weise, wenn man an die Agenda 2010 denkt“. hey