: Betr.: kinotaz nord
A
AROG Türkei 2008, R: Ali Taner Baltaci, D: Cem Yilmaz, Özkan Ugur
„Nach seinen Abenteuern auf dem Planeten G.O.R.A. wird Teppichhändler Arif diesmal in die Steinzeit katapultiert. Sci-Fi-Klamauk mit Stand-up-Comedian Cem Yilmaz“. (Cinema) BHV, H, HB, HH, KI
Auf der anderen Seite Deutschland 2007, R: Fatih Akin, D: Baki Davrak, Tuncel Kurtiz
„,Liebe, Tod und Teufel‘ nennt Akin seine Trilogie, die er mit dem exzessiven Amour-fou-Melo ,Gegen die Wand‘ (2003) begann und nun mit einem Sechs-Personen-Rondo fortsetzt, das verblüffend anders temperiert ist, das ruhig fließt, balladesk erzählt und philosophisch in die Tiefe geht. Sechs Schicksale kreuzen einander auf der Achse Bremen/Hamburg-Istanbul, verwandeln sich in der Begegnung mit dem Tod.“ (tip) HB
Australia Australien/USA 2008, R: Baz Luhrmann, D: Nicole Kidman, Hugh Jackman
„Nach „Moulin Rouge“ hat der australische Regisseur Baz Luhrmann nun ein opernhaftes Epos über die Vergangenheit seiner Heimat gedreht. Es geht um die englische Aristokratin Sarah Ashley (Nicole Kidman), die im Jahr 1939 in Australien den vom Ruin bedrohten Besitz ihres ermordeten Mannes retten muss. Gemeinsam mit einem Viehtreiber (Hugh Jackman) und einem Mischlingsjungen lässt sie 1500 Rinder durch die Wildnis zum Verkauf in die Hafenstadt Darwin treiben, die einem Bombenangriff der Japaner zum Opfer fällt. Western, Melodram und Kriegsfilm vereinen sich hier in drei Akten zu einem bildgewaltigen, aber in die Länge gezogenen Werk.“ (Rheinischer Merkur ) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
B
Bedtime Stories - Gute Nacht GeschichtenUSA 2008, R:Adam Shankman, D: Adam Sandler, Guy Pearce
„Sich für Kinder Gute-Nacht-Geschichten auszudenken, bietet talentierten Erzählern grenzenlose Möglichkeiten fantasievollen Austobens. In „Bedtime Stories“ hockt sich nun Adam Sandler abermals als leicht entrückter Underdog ans Bett von Neffe und Nichte und merkt, dass er mit Hilfe seiner Geschichten die Wirklichkeit beeinflussen kann. Von Fabulierkunst ist das allerdings alles weit entfernt: Während bei den eingesprenkelten Märchenonkeleien die Ideenarmut mit Effekt-Trara übertüncht wird, bietet die Handlung kaum mehr als schematische, familienselige Hollywoodunterhaltung.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel
„Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn - alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (,Berlin is in Germany‘, ,One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) HH
Bonjour Sagan Frankreich 2008, R: Diane Kurys, D: Silvie Testud, Pierre Palmade
„Francoise Sagan wurde schon mit 18 Jahren berühmt, als sie 1954 ihren ersten Roman veröffentlichte: „Bonjour Tristesse“. Der Spielfilm erzählt das bewegte, freizügige Leben einer Frau, die mit ihren Romanen internationalen Ruhm erzielte. Das Vermögen, das sie verdiente, gab sie großzügig aus für ihre vielen Freunde, für Drogen, Glücksspiel, Autos. Die Künstlerin mit der zwiespältigen Persönlichkeit war lange von einer Clique enger Freunde umgeben. Der Film begleitet ihr Leben vom ersten Ruhm über zwei Ehen, ihre Mutterschaft und die Beziehung zu ihrer Lebenspartnerin Peggy Roche bis in die Altersarmut.“ (cinefacts) H, HH
Botero - Geboren in Medellin Deutschland 2008, R: Peter Schamoni
„Durch die farbenfrohen Bilder, seine tonnenschweren Skulpturen und eloquenten Selbstaussagen erschließt der Dokumentarfilm die Welt und das Schaffen des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero, der durch seine scheinbar naiven Werke die Kunstwelt aufmischte. Ein sinnlicher Film anlässlich des 70. Geburtstages des Künstlers, der durch seine hermetische Machart allerdings ein aufgeschlossenes Publikum verlangt.“ (filmdienst) KI
Der Brief für den König Niederlande/Deutschland 2008, R: Pieter Verhoeff, D: Yannick van de Velde, Uwe Ochsenknecht
„Spannender, unterhaltsamer und zuweilen auch lehrreicher Ritterfilm nach einem niederländischen Jugendbestseller, der auch ohne vordergründige Spezialeffekte und pausenlose Kampfszenen überzeugen kann. Dank seiner Schauwerte wie spektakuläre Schwertkämpfe, imposante Kastelle und chromblitzende Rüstungen und auch dank der starken Performance von Lars Rudolph als Bösewicht.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH
Buddenbrooks Deutschland 2008, R: Dr. Heinrich Breloer, D: Armin Mueller-Stahl, Iris Berben
„Über drei Generationen hinweg schildert Thomas Mann in seinem Roman den Aufstieg und Fall einer Lübecker Kaufmannsfamilie im 19. Jahrhundert. Die schnelle Abfolge von Erfolg und Niederlage, von Glück und Tod stürzt die Familie in ein Wechselbad der Gefühle. Allzu oft werden diese Schicksalsschläge von schwerem Unwetter mit Blitz und Donner begleitet. Das ist pures Klischee, und doch gelingt es dem Film mit beeindruckender Souveränität, jeden Anflug von Pathos zu vermeiden. Keine großen Gefühle, sondern verhaltene Trauer - und am Ende ein Gefühl der Wehmut, das die Bilder lange nachwirken lässt.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Buddhistische Stille Deutschland 2008, R: Marita Grimke
„Marita Grimke hat praktizierende Buddhisten besucht, um sie zu ihren Meditationserfahrungen zu befragen. Ihre Dokumentation ist kein Lehrfilm über den Buddhismus, sondern ‚ein Mosaik von Lebensgeschichten‘ zwischen Glück und Trauer.“ (Cinema) HH
Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? USA 2008, R: Ethan Coen, Joel Coen, D: George Clooney, Frances McDormand
„Drastische Komödie aus einem intriganten Washington, das von Schwachköpfen und Paranoikern bewohnt ist. Durch Dummheit und Gier gerät ein eh schon hirnrissiger Erpressungsversuch außer Kontrolle. In groben Zügen geht es um eine CD mit angeblichem CIA-Material, einen Reigen von Seitensprüngen und zwei Fitnesstrainer, die das schnelle Geld machen wollen. Im Hintergrund agieren diverse Geheimdienste, Scheidungsanwälte und völlig unerwartet auch die Russen. Das beträchtliche Staraufgebot (George Clooney, Frances McDormand, John Malkovich, Tilda Swinton und Brad Pitt) macht sich mit großer Freude zum Deppen und hinterlässt ein großartiges Chaos.“ (tip) HH
C
Die Carmen von St. Pauli Deutschland 1928, R: Erich Waschneck, D: Jenny Jugo, Willy Fritsch
„Der unterhaltsame Stummfilm verlässt sich voll und ganz auf die Aura Jenny Jugos. Anlässlich der Uraufführung jubelt der „Film-Kurier“: „Sie hat den größten Erfolg in ihrer bisherigen Karriere. Selbst da, wo der böse deutsche Zensor ein paar wichtige Übergänge aus ihrer Rolle schneidet: ihr Fluidum wirkt; als Schiffsjunge, als Nuttchen, als liebende Frau mit immer ansprechenden Nuancen. Sie beherrscht das Körperspiel und bringt die erotische Lockung in den Film.“ (filmmuseum-potsdam) HH
Der Clou /The Sting USA 1973, R: George Roy Hill, D: Robert Redford, Paul Newman
„Zwei kleine Trickbetrüger legen unwissentlich den Geldkurier eines ebenso eitlen wie mächtigen Gangsterbosses herein. Die Rache für den Mord an einem der beiden ist raffiniert eingefädelt und von durchschlagendem Erfolg. Intelligente Gaunerkomödie voller überraschender Pointen, mit hintergründigem Witz und verhaltener Spannung.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
D
Death Race USA 2008, R: Paul W.S. Anderson, D: Jason Statham, Joan Allen
„Ein ehemaliger Rennfahrer wird fälschlicherweise für den Mord an seiner Ehefrau verurteilt und gezwungen, an einem Autorennen ohne Regeln teilzunehmen, bei dem die Gefängnisinsassen ihr Leben für ein vages Freiheitsversprechen riskieren. Düsterer Actionfilm als Neuverfilmung eines trivialen Genre-“Klassikers“ (“Frankensteins Todesrennen“, 1975). Die monotonen, wenig spektakulären Rennsequenzen können das Fehlen einer zwingenden Handlung nicht kompensieren.“ (filmdienst) H, HB, HH
Delicatessen Frankreich 1991, R: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro, D: Dominique Pinon, Jean-Claude Dreyfus
„Delicatessen spielt in einer gar nicht so fernen Zukunft, in der die Fleischliebhaber aller Länder endgültig das Nachsehen haben. Hin und wieder verschwindet ein armer Mensch in den Arbeitsräumen des schmierigen Schlachters, und dann freut sich die ansässige Hausgemeinschaft über Leberpfanne und Herzragout. Jeunet und Caro verstehen es meisterhaft, die blutrünstigen Gedanken hungriger Schlachter mit dem bebrillten Charme kluger, aber schüchtener Fleischerstöchter zu paaren. Die gierige Hausgemeinschaft könnte dem Gruselkabinett des Dr. Caligari entsprungen sein, und doch sind es nur die armen Schweine von nebenan.“ (taz) HH
Dirty Harry USA 1971, R: Don Siegel, D: Clint Eastwood, Harry Guardino
„Clint Eastwood als der einsame, unnahbare, mundfaule Polizist Harry Callahan, Spezialist für schmutzige Aufträge, der in einer rücksichtslosen Umwelt meist außerhalb der Legalität arbeitet und negative Erscheinungen der Gesellschaft mit deren eigenen Waffen bekämpft. Erbittert tritt er hier, in San Francisco, gegen einen psychopathischen Mörder und Erpresser an, dem er auch dann auf den Fersen bleibt, nachdem man den Festgenommenen mit formalrechtlicher Begründung wieder entlassen hat; als der Freigelassene einen ganzen Schulbus kidnappt, wird er von Callahan erschossen. Dirty Harry ist, bei hohen formalen Qualitäten, einer der härtesten und zwiespältigsten Filme, den das amerikanische Actionkino der 70er Jahre hervorgebracht hat. Don Siegel sieht die Welt häßlich, brutal, ohne Menschlichkeit, doch ist seine Verbitterung ohne eine moralische Dimension wohl nicht denkbar: Sein Zynismus macht ihm keinen Spaß.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
E
1 1/2 Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde Deutschland 2008, R: Til Schweiger, D: Til Schweiger, Rick Kavanian
„1 1/2 Ritter“ ist eine matte Mittelalter-Klamotte von und mit Til Schweiger, die sich im Vergleich zu seiner Komödie „Keinohrhasen“ anfühlt wie zwei Stunden auf der Streckbank. Der Regisseur - mit Eisenherz-Perücke - macht mit stocksteifem Spiel dem Namen seiner Filmfigur alle Ehre: Als linkischer Leibwächter Lanze soll er die entführte Prinzessin Herzelinde (Julia Dietze) aus den Klauen des ominösen Schwarzen Ritters befreien. Von Thomas Gottschalk und Roberto Blanco (nein, nicht der Schwarze Ritter) bis Johannes Heesters (ja, vermutlich der letzte lebende Zeitzeuge der Ritterzeit) kämpft sich ein Heer von Prominenten durch die Klamauk-Belagerung. Diese Ritter rocken nicht: Sie sind nur „Men in Blech“.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Ein Geheimnis Frankreich 2008, R: Claude Miller, D: Cécile de France, Patrick Bruel
„Das siebenjährige Einzelkind François hat ein Geheimnis: Im Jahr 1955 ersinnt sich der schwächliche, ängstliche Junge einen Bruder, der die hohen sportlichen Erwartungen seiner kraftstrotzenden Eltern erfüllt. Sieben Jahre später erfährt François, dass er im Zweiten Weltkrieg tatsächlich einen Halbbruder besaß, der mit der ersten Frau seines Vaters in Auschwitz starb. Dieses wesentlich größere Geheimnis entfaltet das französische Familiendrama nach dem autobiografischen Buch von Philippe Grimbert in mehreren Zeitebenen, in denen Erinnerungen und die Verdrängung traumatischer Erlebnisse wieder aufgewühlt werden. Ein mitreißend dichtes Geschichtsszenario!“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, OL
El baño del Papa - Das große Geschäft Uruguay 2007, R: Enrique Fernández & César Charlone, D: César Troncoso, Virginia Méndez / Originalfassung mit Untertiteln
„Die Nachricht, dass der Papst ein uruguayisches Grenzstädtchen besuchen will, versetzt dessen Bewohner nicht nur in religiöse Verzückung, sondern weckt auch geschäftliche Interessen. Ebenso amüsante wie bittere Satire über Menschen in Armut, die gerne auch einmal zu den Nutznießern einer globalisierten Welt gehören möchten. Dabei bringt die humorvolle Geschichte viel Verständnis für die Protagonisten und ihre menschlichen Schwächen auf.“ (filmdienst) HH
F
Die Feuerzangenbowle Deutschland 1944, R: Helmut Weiß, D: Heinz Rühmann
„Das seltsame Glück dieses Films liegt in der vollständigen Rückkehr des Helden in eine unschuldige Kindheit. Stellvertretend für sein Publikum unternimmt er den Rückzug aus der Wirklichkeit, indem er noch einmal jenen magischen Ort aufsucht, an dem alles noch einmal beginnen und sich vielleicht ganz anders entwickeln könnte.“ (Georg Seeßlen) HH
Fly Me to the Moon 3-D Belgien 2008, R: Ben Stassen
„Der belgische Regisseur Ben Stassen legt mit „Fly Me to the Moon“ jetzt den ersten exklusiv für 3-D-Kinos konzipierten abendfüllenden Animationsfilm vor: eine Familienkomödie um drei abenteuerlustige Fliegen, die sich in die Raumkapsel von Apollo 11 schmuggeln und zum Mond fliegen. Erfreulicherweise enthält sich der Film jeder über den plastischen Eindruck hinausgehenden Effekthascherei, andererseits weiß man aber auch nicht so genau, wo für den Zuschauer eigentlich der Gewinn liegen soll: Hat sich der Neuigkeitsfaktor erst einmal abgenutzt, bleibt ein harmloser Film immer noch ein harmloser Film.“ (tip) HB
G
Geliebte Clara Deutschland/Frankreich 2008, R: Helma Sanders-Brahms, D: Martina Gedeck, Pascal Greggory
„„Geliebte Clara“ klimpert unbeholfen auf der Klaviatur der ganz großen Gefühle. Die Regisseurin Helma Sanders-Brahms (“Deutschland, bleiche Mutter“) macht aus der Dreiecksbeziehung zwischen dem Komponisten Robert Schumann, seiner Frau Clara und seinem Protegé Johannes Brahms ein historisches Kammer- und Jammerspiel, in dem die Schauspieler Pascal Greggory, Martina Gedeck und Malik Zidi vergeblich in die Tasten hauen. Nicht einmal der Rhein, in den sich Schumann aus Verzweiflung stürzt, wirkt mitreißend, sondern wird eher wie ein bescheidenes Rinnsal ins Bild gesetzt.“ (Der Spiegel) HH, KI
Die Geschichte vom Brandner Kaspar Deutschland 2008, R: Joseph Vilsmaier, D: Franz Xaver Kroetz, Michael „Bully“ Herbig
„Der Brandner Kaspar haut den Tod beim Kartenspielen übers Ohr und kann ihm ein längeres Leben abluchsen. Dieses wird allerdings ihm zum Fluch, als seine geliebte Enkelin durch ein Unglück lange vor der Zeit stirbt. Verfilmung eines bayerischen Volksstücks, die in allen Belangen auf Nummer sicher geht und teilweise recht krachlederne Unterhaltung bietet.“ (filmdienst) HB
H
Harold & Maude USA 1971, R: Hal Ashby, D: Ruth Gordon, Bud Cord
„Ashbys schwarze Komödie über die Liebesgeschichte zwischen einem depressiven 20-jährigen Mann/Kind und einer optimistischen 80-jährigen Frau ist einer der populärsten von allen Kultfilmen. Er hat eine erhebende Qualität, eine Frische, ein Funkeln, einen wunderschönen Sinn für erfolgreiche Rebellion. In diesem Film über Tod und Auferstehung, wo sich Leben und Sterben kontinuierlich überlappen, werden schließlich Maudes Lebensenergien auf Harold übertragen - er wird leben wie sie es ihn gelehrt hat.“ (Danny Peary) H, HB
Heimatkunde Deutschland 2008, R: Andreas Coerper, Martin Sonneborn
„Ist der ehemalige Ost-West-Grenzstreifen fast zwei Jahrzehnte nach der Einheit eine Twilight Zone? So sieht es jedenfalls der ehemalige ,Titanic‘-Chefredakteur Martin Sonneborn, der 250 Kilometer dieser Grenzlinie abgefahren ist und dabei interessante Entdeckungen macht. In der innerdeutschen Realsatire ,Heimatkunde‘ gibt er ganz normalen Bürgern die Gelegenheit zu unfreiwilliger und absurder Komik, die so nur das Leben selbst schreiben kann.“ (tip) HH
High School Musical 3: Senior Year USA 2008, R: Kenny Ortega, D: Zac Efron, Vanessa Anne Hudgens
„Auch der dritte Teil des ‚High School Musical‘-Franchise setzt auf jede Menge gute Laune und Musik. Unter anderem hat die US-Popband ‚US-5‘ einen der Titel beigesteuert. Auch Regisseur Kenny Ortega ist zum dritten Mal mit von der Partie. Allerdings schafft es das ‚High School Musical‘ mit dem dritten Teil zum ersten Mal auf die große Leinwand; die ersten beiden Teile waren Eigenproduktionen für den Disney Channel.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI
Der Hofnarr - The Court Jester Großbritannien 1955, R: Norman Panama, D: Danny Kaye, Glyndis Johns
„“Plot we got quite a lot“, singt Kaye bereits in der Titelsequenz des „Court Jester“ - ich werde mich daher hüten, die verwikkelte Handlung hier wiedergeben zu wollen. Deshalb nur soviel: „Der Hofnarr“ ist weniger - wie oft behauptet - eine Parodie auf Ritterfilme, als vielmehr eine im Mittelalter spielende Komödie, die auf höchst amüsante Weise den verschiedenen Talenten des Danny Kaye - Sänger, Tänzer, Imitator und Grimassenschneider - gerecht wird.“ (taz) HH
I
Im Juli Deutschland 2000, R: Fatih Akin, D: Moritz Bleibtreu, Christiane Paul
Die Geschichte von dem braven Referendar in Hamburg, der glaubt, in einer Türkin seine große Liebe getroffen zu haben, ihr nach Istanbul nachreist, und dabei von seiner tatsächlichen großen Liebe verfolgt wird, ist manchmal allzu übermütig und sprunghaft erzählt. Aber Akin hält eine sehr sympathische, witzig-warme Grundstimmung durch, und so lange wie Bleibtreu und Paul sich auf der Straße ständig verpassen, wiederfinden, verlieren und dabei von einem Malheur ins nächste stolpern, sind sie auch ein wirklich schönes Paar. (hip) HB
Im Winter ein Jahr Deutschland 2008, R: Caroline Link, D: Karoline Herfurth, Josef Bierbichler
Wie verarbeiten die Menschen den Freitod eines geliebten Familienmitglieds? Diese Trauerarbeit steht im Mittelpunkt des neuen Films von Caroline Link, der trotz des bedrückenden Themas auf den ersten Blick leichtfüßig, ja fast beiläufig daherkommt. Eine Frau bestellt bei einem Maler ein Bild von ihren beiden Kindern, und der Preis wird nach der Größe vereinbart. Denn man bewegt sich in den kultivierten Kreisen von Bildungsbürgern, bei denen guter Geschmack eine Selbstverständlichkeit ist. Der Mann ist ein akademischer Buchautor, seine Frau Innenarchitektin, die Tochter studiert Tanz, Gesang, Schauspiel und Literatur - der Sohn hat sich erschossen. Nichts in diesem Film folgt gängigen Erzählkonventionen, und so gelingt es Caroline Link, mit jeder Szene wieder neu zu überraschen. Die Charaktere und ihre Befindlichkeiten sind dabei so komplex und glaubhaft gezeichnet, dass dabei die bewegende, lebenskluge und liebevolle Studie einer Familie gelingt. Ein intimer Film und dennoch ein großer Film. (hip) HH
It’s a Free World Großbritannien/Italien/Deutschland/Spanien 2007, R: Ken Loach, D: Kierston Wareing, Juliet Ellis
„Eine alleinerziehende Londonerin steigt mit einer Freundin ins lukrative Geschäft mit osteuropäischen Leiharbeitern ein, die für einige Pennys unmenschliche Strapazen auf sich nehmen. Dass sie dabei die Überzeugungen ihrer Herkunft aus der Arbeiterklasse über Bord werfen muss, stört sie kaum. Bis ihre eigene Familie zwischen die Mahlsteine kriminellen Profitstrebens gerissen wird. Ein genau beobachtendes Drama, das die schleichende Transformation des modernen Kapitalismus beschreibt und dabei präzise dessen immense menschliche Kosten analysiert.“ (filmdienst) HH
J
James Bond 007: Ein Quantum Trost USA/Großbritannien 2008, R: Marc Forster, D: Daniel Craig, Olga Kurylenko
„So viel Flitzen, Blitzen und Nervenkitzel – so viele Verfolgungsjagden in Booten, Kampfszenen, bei denen an Seilen gebaumelt wird, Luftkämpfe mit Propellermaschinen, architektonische Schnörkel und tischgroße Computer-Displays – da bleibt kaum Zeit für Charakterzeichnung, ganz zu schweigen von Geschichte, Spaß, Verführung, Humor oder Geist“ – so die Kritik des als „ein wenig enttäuschend“ bewerteten neuen James-Bond-Films im Londoner Stadtmagazin „Time Out“. Dieses ist für seine vorbildliche Filmredaktion bekannt, und wer kann solch ein ur-englisches Produkt wohl besser beurteilen als die Briten selber? (taz) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
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Kinski - Jesus Christus Erlöser Deutschland 2008, R: Peter Geyer, D: Klaus Kinski
„Dokumentation über die legendäre ,Jesus Christus Erlöser‘-Rezitation von Klaus Kinski im November 1970 in Berlin, die durch Zwischenrufe des Publikums zum Debakel wurde. Der klug montierte Film gibt die spannungsgeladene Dramaturgie des Abends nahezu chronologisch wieder. Ein aufregendes und zugleich amüsantes Zeitdokument über das debattiersüchtige Berliner Milieu der frühen 1970er-Jahre, in dem Ernsthaftigkeit und Verbohrtheit oft nahe beieinander lagen.“ (filmdienst) HB
Kleine Geheimnisse Luxemburg/Österreich 2006, R: Pol Cruchten, D: Ben Hoscheit, André Jung
„Für den zwölfjährigen Norbi (Ben Hoscheit) ist eine Zeit des körperlichen und gesellschaftlichen Wandels in seiner luxemburgischen Heimat Esch-sur-Alzette im Jahr 1962 angebrochen. Zwischen unaufgearbeiteter Vergangenheit und dem Festhalten an Autoritäten erlebt Norbi im konservativen Elternhaus wie in der Schule seinen kleinen „Kalten Krieg“. Die berührende Geschichte des Erwachsenwerdens traut sich, heiße Eisen anzufassen. Ohne die Figuren zu dämonisieren, berichtet das Jugenddrama von den „kleinen Geheimnissen“ seines Helden, der das starre Gerüst seiner Umwelt ein Stück weit aus den Angeln heben kann.“ (Rheinischer Merkur) HH
Krabat Deutschland 2008, R: Marco Kreuzpaintner, D: David Kross, Daniel Brühl
„‚Krabat‘ erzählt nach Otfried Preußlers gleichnamigem Jugendbuch-Klassiker von einem Zauberlehrling . Der Film schwelgt in erdenschweren Bildern von Knechtschaft und Tod, lässt einen finsteren Meister der Schwarzen Kunst walten und eine furchtsame Burschenschaft so viel schuften, dass sie kaum zum Zaubern kommt. Leinwand-Magie kann sich bei so viel Trübsinn nicht entfalten – Harry Potter hilf!“ (Der Spiegel) BHV, H, HB, HH, KI, OL
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La Bohème Österreich/Deutschland 2008, R: Robert Dornhelm, D: Anna Netrebko, Rolando Villazón
„Starbesetzte Verfilmung der Oper von Giacomo Puccini, die mit Anne Netrebko und Rolando Villazón ein Traumpaar auf die Leinwand bringt. Die Adaption findet jedoch keinen eigenständigen Interpretationsansatz; vielmehr steht die zeitweilige Hyperaktivität, mit der filmischen Erzählmittel wie etwa der hektische Schnitt eingesetzt werden, der Atmosphäre der tragischen Liebesgeschichte eher im Wege, zumal die Hauptdarstellerin ihrem Partner zwar stimmtechnisch überlegen ist, darstellerisch die Nuancen ihrer Rolle jedoch nicht recht zu treffen weiß.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL
Lakeview Terrace USA 2008, R: Neil LaBute, D: Samuel L. Jackson, Kerry Washington
„Rassenhass, ein heikles Thema, das schon vor dem Oscar für „L.A. Crash“ zahlreiche bedeutende Hollywood-Filme inspirierte. Jetzt erzählt Regisseur Neil LaBute (“Wicker Man“) in seinem ambitionierten Film „Lakeview Terrace“ eine sehr mutige, weil provokante Geschichte. Das Besondere dieses Thriller-Dramas ist, dass die herkömmlichen Rassismus-Klischees schlicht vertauscht werden: Ein Weißer ist das Opfer, der Aggressor ein Schwarzer. LaBute inszeniert ein schonungsloses Charakterdrama über die Abgründe der menschlichen Seele und demontiert damit die klischeehafte Idylle der amerikanischen Vorstädte - nur die letzten zehn Minuten trüben das positive Gesamtbild.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, KI
Lawrence von Arabien USA 1962, R: David Lean, D: Peter OToole, Alec Guinness / Originalfassung ohne Untertitel
In epischer Breite wird die Geschichte des englischen Offiziers T.E. Lawrence erzählt, der während des Ersten Weltkrieges den arabischen Aufstand gegen die türkischen Besatzer anzettelte und anführte. Der von großartigen Darsteller getragene Film, dessen visuelle Bildkraft der Wüstenszenen überwältigt, legt weniger Wert auf breit ausgespielte Kampfhandlungen, sondern macht die entbehrungsreichen Wüstenritte, die Einsamkeit und die ungeheure Kraftanstrengung augenfällig. Der faszinierende Film ist kein Geschichtsbild, vielmehr eine höchst subjektive Zusammenfassung der historischen Ereignisse.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
Let’s Make Money Österreich 2008, R: Erwin Wagenhofer
„Hochklassiger Report über das Wesen der internationalen Finanzindustrie: Regisseur Erwin Wagenhofer (‚We Feed the World‘) berichtet in eindringlichen Bildern von der unerschöpflichen Gier der Rendite-Söldner und der selbstzerstörerischen Eigendynamik des Großkapitals. Wenn es einen Film gibt, der eine Revolution auslösen kann, dann ist es dieser!“ (tip) HH
M
Madagascar 2 USA 2008, R: Eric Darnell, Tom McGrath
„Alex der Löwe, Marty das Zebra, die hypochondrische Giraffe Melman und die üppige Nilpferddame Gloria sind zurück: Die vier fidelen New Yorker Zootiere, die in „Madagascar“ das Überleben in der Wildnis meistern mussten, verschlägt es im Sequel in die afrikanische Savanne, wo es an neuen Herausforderungen zu wachsen gilt. So trifft zum Beispiel Alex auf seine Löweneltern, die zunächst gar nicht damit klarkommen, dass ihr großstädtischer Sprössling lieber tanzt als kämpft. Unterhaltsamer Animationsfilm-Spaß für Kinder, der aber nicht ganz überzeugen kann, da er etwas zu schrill versucht, sich an vermeintliche Jugendtrends anzubiedern.“ (Rheinischer Merkur)BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Das Mädchen Irma la Douce USA 1963, R: Billy Wilder, D: Jack Lemmon, Shirley MacLaine
„Ein entlassener Pariser Polizist spannt ein naives Straßenmädchen dessen brutalem Zuhälter aus und führt es durch listige, aber nervenaufreibende Doppelgängerei, die fast in eine Identitätskrise mündet, zum Traualtar. Amüsante Verfilmung eines gleichnamigen Musicals, das anspielungsreich mit der „Ruchlosigkeit“ des Milieus kokettiert; vor allem dank des hervorragenden Zusammenspiels der beiden Hauptdarsteller ein bemerkenswerter Unterhaltungsfilm mit vielen Gags und einigen anrührenden Tiefen.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
Der Mann, der niemals lebte USA 2008, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Leonardo DiCaprio
„Wie ‚Syriana‘ gehört auch ‚Der Mann, der niemals lebte‘ von Regie-Altmeister Ridley Scott zur neuen ‚Schule‘ des Agentenfilms. Weniger auf phantasievolle Spannung oder aufregende Verfolgungsjagden setzend, stehen hier die Legitimität der real eingesetzten Mittel im „Krieg gegen den Terror“ auf dem Prüfstand. Im Zentrum steht CIA-Spion Roger Ferris (Leonardo DiCaprio), der den Auftrag erhält, sich im Nahen Osten in ein Terrornetzwerk einzuschleusen. In den USA sitzt ihm sein Vorgesetzter Ed Hoffman (Russel Crowe) im Nakken, in Jordanien selbst bekommt er es mit Ali Saleem zu tun. In Scotts cleverem Hochspannungsthriller verschwimmen Gut und Böse.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, OL
Max Bill - Das absolute Augenmaß Schweiz 2008, R: Erich Schmid
„Mal distanziert, mal berührend schildert Angela Thomas, Witwe des 1994 verstorbenen Schweizers Max Bill, die Lebensstationen des couragierten Architekten und Designers, der Schönheit durch Reduktion anstrebte.“ (Cinema) HB
Mein Schatz, unsere Familie und ich USA 2008, R: Seth Gordon, D: Vince Vaughn, Reese Witherspoon
„Eigentlich wollen Brad und Kate über Weihnachten auf die Fidschis. Doch weil über dem Airport von San Francisco dichter Nebel liegt, muss das in wilder Ehe lebende Paar (Vince Vaughn und Reese Witherspoon) den Einladungen seiner jeweils getrennt lebenden Eltern nachgeben - und gleich vier Weihnachtsfeiern im Kreis schrecklich peinlicher Familienangehöriger absolvieren. Mit ihrem trotzigen Beharren auf family values ist diese Weihnachtskomödie doch eher ein schlagendes Argument für die Insel.“ (tip) H, HB, HH, KI
Mirrors USA 2008, R: Alexandre Aja, D: Kiefer Sutherland, Paula Patton
„Unter der Regie des französischen Gruselspezis Alexandre Aja nimmt es ‚24‘-Star Kiefer Sutherland mit Dämonenmächten auf, die hinter Spiegeln lauern. Nach dem fiesen Survival-Schocker-Remake ‚The Hills Have Eyes‘ liefert Frankreichs Genrespezialist Alexandre Aja mit seiner zweiten US-Regie einen ebenfalls gelungenen Ausflug ins Übersinnliche ab. Inspiriert vom südkoreanischen Geisterfilm ‚Into the Mirror‘, zaubert Aja speziell in den bravourös inszenierten Kaufhausszenen eine markerschütternde Gruselatmosphäre auf die Leinwand. Da verzeiht man gerne, dass ‚Mirrors‘ in einem befremdlichen Monster-Showdown gipfelt, für den Sutherland doch noch in seine Jack-Bauer-Paraderolle aus ‚24‘ verfällt.“ (Cinema) H, HB
Der Mondbär – Das große Abenteuer Deutschland 2008, R: Mike Maurus, Thomas Bodenstein, Hubert Weiland
„Gabriele Walther und Frank Piscator brachten 2005 und 2006 bereits die beiden „Felix“-Filme ins Kino. Nun nahmen sie sich der Kinderbuchreihe von Rolf Fänger und Ulrike Möltgen an und bringen sie, nachdem der „Monbär“ schon über den Fernsehschirm flimmerte, auf die große Leinwand. Die Regisseure Mike Maurus und Thomas Bodenstein schufen daraus einen lustigen und lehrreichen Kinderfilm vor allem für die Kinofans im Vorschulalter.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH, HL, KI
N
New York für Anfänger Großbritannien 2008, R: Robert B. Weide, D: Simon Pegg, Kirsten Dunst
„Der britische Komiker Simon Pegg verkörpert den englischen Journalisten Sidney Young, der einen Job bei einem New Yorker Hochglanzmagazin bekommt, wo man mit den Stars auf Du und Du ist - und sich die Artikel von deren PR-Agenten diktieren lässt. Mit ungehobelter Direktheit eckt Sidney in dieser Welt eitler Wichtigtuer überall an und blamiert sich nach Kräften. Die milde, aber nichtsdestoweniger erheiternde Satire auf hohlköpfige Starlets, arrogante Regisseure und schleimige Journalisten verbindet der Film im Rahmen einer sorgfältig konstruierten romantischen Komödie mit dem Auf und Ab der Freundschaft/Liebe Sidneys zu seiner Kollegin Alison.Erfrischend und vergnüglich.“ (tip) H, HH
Nordwand Deutschland/Österreich 2008, R: Philipp Stölzl, D: Benno Fürmann, Johanna Wokalek
„Der Film von Philipp Stölzl trägt das Etikett „eine wahre Geschichte“ nicht zu Unrecht: Wie bekannt, haben die beiden jungen Berchtesgadener Andi Hinterstoisser und Toni Kurz im Juli 1936 den Versuch unternommen, die Eigernordwand als Erste zu durchsteigen. In der Wand trafen sie auf die Österreicher Angerer und Rainer, die zweifellos Schuld trugen am fatalen Ausgang des Unternehmens. Der Film fokussiert auf die Person von Kurz , der, als der Besonnenste, am schlimmsten büßen muss: mit einem brutalen Erfrierungstod, unrettbar im Seil hängend. In der Person des Berliner Sensationsreporters Arau versucht der Film, die hemmungslose Instrumentalisierung des Unterfangens durch die Nazis zu veranschaulichen, bleibt aber doch im Vordergründig-Illustrativen stecken. Zugutehalten wird man dem Film, dass er dieser gewaltigen Wand, die inzwischen zur mit der Stoppuhr absolvierten Rennstrecke geworden ist, ihre furchteinflößende Dimension zurückgibt.“ (Neue Zürcher Zeitung)) HH
Novemberkind Deutschland 2008, R: Christian Schwochow, D: Anna Maria Mühe, Ulrich Matthes
„Die Geschichte einer jungen Frau in einem mecklenburgischen Dorf, die durch die Nachforschungen eines aus dem Westen angereisten Literaturprofessors die Wahrheit über ihre Mutter erfährt. Großartig besetzt und klug erzählt, verdichtet sich die schmerzhafte Suche nach Schuld und Verständnis zu einer Reise in die deutsch-deutsche Befindlichkeit knapp 20 Jahre nach Mauerfall. Anna Maria Mühe brilliert in einer Doppelrolle.“ (tip) H, HB, HH, KI
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O‘Horten Norwegen 2008, R: Bent Hamer, D: Björn Floberg, Nils Gaup
Der Norweger Bent Hamer hat ein Herz für Männer jenseits der Pensionsgrenze. Nach den Eigenbrötlern in „Eggs“ und „Kitchen Stories“ steht auch in „O‘Horten“ wieder ein älterer Mann im Zentrum: Diesmal verpasst Zugführer Odd Horten den letzten Zug vor dem Ruhestand und befindet sich danach auf einer Odyssee, auf der sich Pensionär und Film im gemächlichem Tempo von einer hinreißend absonderlichen Situation zur nächsten treiben lassen. Minimalismus trifft auf lakonischen Humor, Melancholie und menschliche Wärme.“ (tip) H, HB, HH, HL
P
Palermo Shooting Deutschland 2008, R: Wim Wenders, D: Campino,
Giovanna Mezzogiorno
„Ein Szenefotograf, der ständig auf der Überholspur lebt, begegnet auf der Autobahn dem Tod. Das erschüttert ihn so sehr, dass er sein durchgestyltes Leben hinter sich lässt. In Palermo macht er sich auf die Suche nach seinem verschütteten Ich. Metaphysisches Aussteigermärchen mit exquisitem Soundtrack und vorzüglicher Kameraarbeit, die das existenzialistische Pathos der Hauptfigur unfreiwillig karikiert. Die pseudophilosophischen Dialoge über den Lebens- und Todessinn wirken so angestrengt wie die Reflexionen über Sein und Schein von Fotografie.“ (filmdienst) HB, HH
S
So finster die Nacht Schweden 2008, R: Tomas Alfredson, D: Lina Leandersson, Kare Hedebrant
„So finster die Nacht“ , so groß ist die Liebe zwischen dem zwölfjährigen Außenseiter Oskar und der kleinen Vampirin Eli. In den klaren Bildern eines klirrend kalten schwedischen Winters schildert Regisseur Tomas Alfredson die Gewaltexzesse des Blutsaugens - aber auch die Traurigkeit eines Mädchens, das uralt ist und doch nie erwachsen werden kann. Die mit Spezialeffekten angenehm sparsam umgehende Verfilmung einer Erzählung von John Ajvide Lindqvist erinnert daran, wie gruselig die ersten sexuellen Erlebnisse und wie beglückend die Befreiungsschläge aus der Beklommenheit der späten Kindheit waren. Mit seiner naturalistischen Wucht ist dieser Vampirfilm ein Gegenentwurf zu der anämischen Verfilmung von Stephenie Meyers Blutsauger-Bestseller „Biss zum Morgengrauen“, die in den USA allein am Startwochenende 70 Millionen Zuschauer hatte. „So finster die Nacht“ hätte mindestens so viele Fans verdient, wird sie aber wohl nie finden.“ (Der Spiegel) HB, HH, KI
So viele Jahre liebe ich Dich Frankreich/Deutschland 2008, R: Philippe Claudel, D: Kristin Scott Thomas, Elsa Zylberstein
„So hat man Kristin Scott Thomas noch nie gesehen wie zu Beginn dieses Films von Philippe Claudel: in jeder Hinsicht ungeschminkt, fast schäbig gekleidet, hart und ohne den geringsten Anflug ihres gleichsam natürlichen Glamours. Wie der Betrachter erst allmählich erfahren wird, war diese Juliette lange weg: fünfzehn Jahre; im Gefängnis; wegen Mords; an ihrem kleinen Sohn. Dinge, die auch die viel jüngere Schwester nur ungefähr weiss, die die zur Unperson gewordene Fremde, von der man ihr als Kind nicht mehr gesprochen hat, nun bei sich und ihrer Familie aufnimmt. Der 1962 in Lothringen geborene Schriftsteller Claudel, der bereits Erfahrung als Drehbuchautor besass, legt mit dieser ersten Filmregie eine beeindruckende Arbeit vor. Neben der auch filmsprachlich nuancierten psychologischen Ergründung der Figuren und ihrer Beziehungen, die der Hauptfigur einen Rest Rätsel und Geheimnis belässt, ist der Film zugleich eine dezidierte Stellungnahme für die „Provinz“ und gegen „Paris“. (Neuen Zürcher Zeitung) HH, KI
Starship Troopers USA 1997, R: Paul Verhoeven, D: Casper Van Dien, Dina Meyer
„Wer unvorbereitet in diesen Film geht und nicht mehr erwartet als Zoff mit außerirdischen Killerkakerlaken, wird, ziemlich verstört, ein Meisterwerk faschistischer Lichtspielkunst entdecken. Er wird dasitzen und sagen: „Das kann doch nicht - darf doch nicht - ernst gemeint sein. „Starship Troopers“ ist eine düstere Zukunftsvision, perfide getarnt durch leuchtend helle Farben. Eine wunderbare Klamotte für aufgeklärte Zuseher. Und hier beginnt das Dilemma. Denn was Kino ist, entscheidet nicht nur die Intention derer, die es gemacht haben. Einigen wird Verhoevens Opus - unfreiwillig - den Eindruck vermitteln, daß Faschismus light okay sein kann. Und das kann nicht okay sein.“ (Der Spiegel) HH
Stella und der Stern des Orients Deutschland 2008, R: Erna Schmidt, D: Hanna Schwamborn
„Die zehnjährige Stella wird in ihrer Familiengeschichte um hundert Jahre zurückversetzt. Sie trifft auf ihre damals gleichaltrige Urgroßmutter Clementine und deren jüngeren Bruder Gustav, die einen Schatz finden müssen, um den Familienbesitz zur retten. Doch zwei schurken machen den Kindern das Leben schwer.“ (tip) H, HB, HH, OL
T
Der Tag an dem die Erde stillstand USA 2008, R: Scott Derrickson, D: Keanu Reeves, Jennifer Connelly
„Der Tag, an dem die Erde stillstand“ erzählt vom Versuch einer Zivilisation aus dem All, unseren Planeten zu retten - dummerweise vor den Menschen. Scott Derricksons Endzeitdrama beruht auf einem Science-Fiction-Film von Robert Wise, in dem Hollywood 1951 die Ängste des Atomzeitalters reflektierte. Das Remake aktualisiert den Stoff und dämpft die religiöse Emphase des Originals. Held des Films ist der Botschafter der Außerirdischen, den Keanu Reeves als zaudernden Unterhändler spielt, der damit überfordert scheint, der Erdbevölkerung ihr Todesurteil zu überbringen. Zwar lernt er eine Frau kennen, für die es sich lohnen könnte, die Welt zu retten (gespielt von Jennifer Connelly). Dennoch bleibt am Ende selbst für Menschen etwas unverständlich, warum er die Menschheit davonkommen lässt.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Tal der Wölfe 2 - Muro Türkei 2008, R: Zübeyr Sasmaz, D: Mustafa Üstündag, Sefik Onatoglu
Fortsetzung des türkischen Skandalfilms BHV, H, HB, HH, KI
Tintenherz Deutschland/Großbritannien 2007, R: Iain Softley, D: Brendan Fraser, Paul Bettany
„Die 12-jährige Meggie staunt nicht schlecht, als sie im Haus ihrer exzentrischen Tante Elinor von den Schergen des Finsterlings Capricorn überfallen wird - und erstmals von der magischen Gabe ihres Vaters hört: Durchs Vorlesen kann Buchrestaurator Mo Romanfiguren in die reale Welt zaubern. Einst hatte er so Capricorn aus den Seiten des Fantasyromans „Tintenherz“ befreit. Jetzt will der Schurke Mo zwingen, auch den dunklen Herrscher des Buches Realität werden zu lassen. Dem Mitspracherecht der deutschen Erfolgsautorin ist es zu verdanken, dass auch der „Tintenherz“-Film liebenswert altmodische Märchenpoesie verströmt. Bis zum finalen Showdown wuchert Regisseur Iain Softley nicht mit CGI-Effekten, sondern stimuliert die Fantasie des Publikums lieber mit zauberhaft in Szene gesetzten Originalschauplätzen. Und dass sich die Hollywood-Starriege in lobenswert vielschichtigen Erwachsenenrollen ausleben darf, macht die kindgerechte Hymne auf die Wunderwelt der Literatur auch für Ältere sehenswert - trotz des zu dick aufgetragenen Happy Ends.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Die Tränen meiner Mutter Deutschland 2008, R: Alejandro Cardenas-Amelio, D: Volkmar Kleinert, Joachim Paul Assböck
„Geschichten aus der eigenen Kindheit hat der 1977 in Peru geborene Regisseur Alejandro Cardenas-Amelio in einem stimmigen Spielfilmdebüt verarbeitet. Seine Familie war vor der Militärjunta Argentiniens geflohen und fand in Berlin Unterschlupf in einer Fabriketage bei liebenswert schrägen Menschen. Dort wächst Alex auf und muss miterleben, wie seine tapfere Mutter als Journalistin erfolgreich wird, während sein Vater beruflich chancenlos bleibt. Die Krisen ihrer Ehe und der rotzige Zeitgeist der 1980er Jahre spiegeln sich in der ironischen Sicht des Heranwachsenden.“ (tip) BHV, HB
Transsiberian Großbritannien/Deutschland/Spanien/Litauen 2008, R: Brad Anderson, D: Woody Harrelson, Emily Mortimer
„Eigentlich waren Jessie und Roy auf der Suche nach einem romantischen Abenteuer. Doch die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn wird für die beiden Amerikaner zu einem Trip ins Ungewisse. Nach einem Zwischenstopp ist Roy plötzlich verschwunden. Für Jessie beginnt ein Albtraum, in dem zwei korrupte Polizisten eine gefährliche Rolle spielen. Mit „Transsiberian“ schuf Brad Anderson (“Der Maschinist“) einen beklemmenden Thriller, der von zwei großen Vorbildern inspiriert wurde. Ein harmloses Paar, das in undurchsichtige Ereignisse verstrickt wird - diese Grundidee gehörte schon zu den Lieblingsmotiven von Regielegende Alfred Hitchcock (“Der unsichtbare Dritte“). Dass die Reisenden in dem Zug von der Außenwelt isoliert sind, lässt zudem ein Gefühl der Paranoia entstehen, das an Roman Polanskis klaustrophobisches Frühwerk (“Rosemaries Baby“) erinnert.“ (Cinema) H, HB
V
Vicky Cristina Barcelona USA 2008, R: Woody Allen, D: Scarlett Johansson, Penélope Cruz
„Es ist ein heiter-melancholisches Sommerstück des Meisters, das auf einem Mollakkord endet; ein von einem leicht mokanten, allwissenden Erzähler dirigiertes Konversationsstück über erotische Attraktionen von hinreissender Eleganz, das beiläufig mit den production values Barcelonas und Oviedos spielt; Nächte in spanischen Gärten, die die beiden jungen Amerikanerinnen des Titels begreiflicherweise um den Verstand bringen. In Woody Allens europäischer Variation auf «Husbands and Wives» könnte man (der Engländerin) Rebecca Hall und Scarlett Johansson nur immer weiter zusehen, wie sie auf Javier Bardem und Penélope Cruz treffen, die umwerfend das Klischee vom latin lover und der rabiaten dunklen Schönheit verkörpern. Den einzig auf Geld und Sicherheit bedachten Amerikanern hält der Autor in seiner jüngsten Liebeserklärung an die Alte Welt in einer Mischung aus Henry James und Tschechow die Europäer entgegen, die nach dem Sinn des Lebens fragen - und demjenigen der Kunst.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, HL, KI, OL
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Wächter der Wüste USA/Großbritannien 2008, R: James Honeyborne
„Beeindruckende Aufnahmen von Erdmännchen und anderen wildlebenden Tieren in der Kalahari-Wüste machen diese Dokumentation zu einem sehenswerten, pädagogisch wertvollen Film für Kinder und Jugendliche. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie nah die Kameras den Tieren kamen, ihnen in ihre tiefen und verzweigten Erdlöcher folgten und bei rasanten Jagden und Kletterpartien an ihren Schwanzspitzen kleben blieben. Der Film ist als eine spannende Abenteuergeschichte inszeniert, in der Kolo als ein Held mit sehr menschlichen Eigenschaften dargestellt wird. Diese Wirkung wird noch dadurch verstärkt, dass Rufus Beck nicht nur als der allwissende Erzähler einen lehrreichen Kommentar spricht, sondern auch mit einer kindlich verstellten Stimme Kolo sprechen lässt.“ (Filmbewertungsstelle Wiesbaden) H, HB, HH, KI
WALL·E – Der Letzte räumt die Erde auf USA 2008, R: Andrew Stanton
„Die Erde in 700 Jahren: Ein Schrott-Moloch, vor dem sich die menschlichen Verursacher längst auf Kreuzfahrt-Raumschiffe ins All geflüchtet haben. Nur WALL·E, der kleine Müllroboter, ist übrig geblieben. Hier verrichtet er seine Aufgabe, Schrott zu Würfeln zu pressen. Eines Tages landet die Robot-Drohne EVA mit der Mission, nach Lebensformen zu suchen, auf der Erde. Es beginnt die rührende Annäherung der beiden Metallwesen. Wunderschön in Bild, Ton und Erzählung ist dieser Animationsfilm aus dem Hause Pixar geraten, der sich von der ungewöhnlichsten Romanze des Jahres zu einem aufregenden Kampf um die Zukunft der Menschheit wandelt.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI
Waltz With Bashir Israel, Frankreich, Deutschland 2008, R: Ari FolmaRegisseur
„Ari Folman stellt fest, dass er seine Erlebnisse als israelischer Soldat im Krieg komplett verdrängt hat. Besuche bei Ex-Kampfgefährten setzen das Puzzle eines Albtraums zusammen. All das verarbeitet er zu einem animierten Dokumentarfilm: klug, verstörend und faszinierend.“ (Cinema) H, HH
Wie angelt man sich einen Millionär USA 1953, R: Jean Negulesco, D: Marilyn Monroe, Lauren Bacall
„Die Erlebnisse dreier Mannequins widerlegen auf heitere Weise die Ansicht, daß Reichtum wichtiger sei als Liebe. Vergnügliche Komödienunterhaltung mit spritzigen Einfällen, umrahmt von eindrucksvollen Landschaftsbildern und New Yorker Stadtansichten.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
Wild Child USA 2008, R: Nick Moore, D: Emma Roberts, Natasha Richardson
„Die 16jährige Poppy (Emma Roberts) wird von ihrem hilflosen Papa in ein britisches Pensionat geschickt, wo die kalifornische Cliquenprinzessin mit Schuluniformen, Handyverbot und anderen Scheußlichkeiten konfrontiert wird. Anfangs mit vielen Streichen und Zickigkeiten um die rasche Heimfahrt bemüht, besteht sie mithilfe neuer Freundinnen und dem hübschen Freddie das Leben in der schrägen Parallelwelt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Willkommen bei den Sch’tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon
„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch’tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL
The Women USA 2008 R: Diane English, D: Meg Ryan, Annette Bening
„The Women“ ist der zäheste Zickenkrieg der Filmgeschichte. Diane Englishs Remake des Kinoklassikers aus dem Jahre 1939 macht aus Hollywoods schönster Hymne auf weiblichen Selbstbehauptungswillen ein witzloses Beziehungsgeplänkel. Meg Ryan spielt mit fast 50 Jahren ein ewiges Jungmädchen, das vom Ehemann betrogen wird, und zeigt dabei so viel Leidenschaft, als hätte sie mehr Botox als Blut in ihrem Körper. Zum Glück sorgt Eva Mendes in der Rolle der Rivalin ab und zu für eine Reizüberflutung der Leinwand und zeigt dabei, woraus Frauen wirklich gemacht sind: Fleisch, Witz und Scharfsinn.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL2
Z
20.000 Meilen unter dem Meer USA 1954 , R: Richard Fleischer , D: Kirk Douglas, James Mason
„Nach dem fantastischen Roman von Jules Verne: Der menschenfeindliche, aber geniale Kapitän Nemo, der sich an der ganzen Menschheit rächen will, macht im Jahr 1868 mit seinem riesigen Unterseeboot den Pazifischen Ozean unsicher. Ungeachtet der bisweilen aufgesetzt-konfusen Dialoge über Krieg und Frieden eine einprägsam trickreiche, überwiegend spannende Unterhaltung im Stil des Disney-Studios.“ (Lexikon des internationeln Films) HH