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Archiv-Artikel

Notfalls wird St. Pauli bürgerlich

Bürgermeister Ole von Beust (CDU) freut sich über die „Bürgerbewegung“ zur Rettung des Kiez-Klubs FC St. Pauli. Er verkauft Dauerkarten und deutet an, dem maroden Fußball-Verein finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen

von OKE GÖTTLICH

50 Euro für ein Retter-T-Shirt und ein offizieller Besuch als Verkaufshelfer für die teuren Dauerkarten des FC St. Pauli ist Bürgermeister Ole von Beust (CDU) die Rettung des Stadtteilvereins bislang wert. Ob zusätzliche finanzielle Hilfe von Seiten des Hamburger Senats für den um die Regionalligalizenz ringenden Fußball-Club zu erwarten ist, ergäben gerade laufende Prüfungen „einer möglichen rechtlichen Konstruktion“, so von Beust, sichtlich bemüht, eine Hilfe trotz der angespannten Haushaltslage zu rechtfertigen: „Seit drei Wochen haben wir eine Standleitung zum FC St. Pauli.“

1,95 Millionen Euro muss der Kult-Verein bis zum 11. Juni bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nachweisen, um nicht von der zweiten in die vierte Liga abzusteigen. Um dies zu verhindern, verhandeln Vereinspräsident Corny Littmann sowie Geschäftsführer Frank Fechner täglich mit der Senatskanzlei. Sollten die Spenden- und Veranstaltungserlöse, die der FC St. Pauli dank seiner Fans in der ganzen Welt einnimmt, nicht reichen, hofft man auf die Unterstützung der Stadt. „Konkretes wird in Kürze kommen“, so von Beust, der den „Schwung dieser Bürgerbewegung“ zur Rettung des Vereins nicht bremsen will.

Allerdings werde „die Stadt den Fußball in Hamburg nicht im Stich lassen“, verspricht von Beust, dessen Stellvertreter Ronald Schill kürzlich noch die Fans des Vereins für Chaos und Bambule-Demos mitverantwortlich gemacht hatte. Am kommenden Dienstag – einen Tag vor dem Lizenzentscheid – wird der Bürgermeister dennoch Details verkünden. „Ich bin zuversichtlich, aber wir sind noch nicht durch“, sagt auch Fechner, der gestern Abend erneut Gespräche mit der Senatskanzlei führte.

„Wir wollen und müssen die Welle am Laufen halten“, glaubt auch Vizepräsident Gunter Preussker, „um weitere Unterstützer und Sponsoren gewinnen zu können.“ Die Holsten-Brauerei, die erneut als Sponsor gewonnen werden konnte, spendet zwischen dem 6. und 20. Juni für jeden verkauften Astra-Kasten einen Euro an den Verein.

Neben den Einnahmen aus künftigen Veranstaltungen (siehe Kasten) die erst nach dem Stichtag der DFL stattfinden können, glaubt Littmann „120.000 bis 150.000 Euro an Spenden“ zusammenkratzen zu können und 50.000 Retter-T-Shirts zu verkaufen. „Der Verkauf ähnelt dem Bananenverkauf in der ehemaligen DDR“, sagt Littmann und hofft bei zehn Euro pro Shirt auf 500.000 Euro. Weitere Einnahmen könnten aus dem Verkauf der Fernsehrechte für das Benefizspiel gegen Bayern München im Juli erlöst werden, die der Verein gerade „anbietet“, wie Fechner bestätigt.

Auch andere haben St. Pauli Hilfe angeboten: Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Krista Sager, wird heute Abend um 22 Uhr vor dem Schmidt‘s Tivoli gemeinsam mit Corny Littmann eine Solitorte für den FC St. Pauli häppchenweise verkaufen.