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Archiv-Artikel

speicheltest Gen unter Generalverdacht

Es fällt schwer, bei dem Bochumer Massenvergewaltiger noch auf individuelle Rechte zu hören. Schwer, wenn nach zehn Jahren, mindestens zwanzig Opfern und einer dutzendstarken Einsatzgruppe der Polizei noch immer keine Spur zum Täter gefunden wurde. Aber es fällt leicht zu erkennen, dass ein Massengentest kein Ausweg aus der Fahndungsmisere ist.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Von über 9.000 Proben wurden bislang 8.100 erfolglos ausgewertet. Diese hohe Fehlerquote mag charakteristisch für Fahndungen sein – sie zeigt aber, wie unverhältnismäßig die Erhebung von tausenden persönlichen Daten ist. Von den Spuckegebern wird nicht nur das Erbgut mit dem des Täters verglichen, sondern auch andere Merkmale wie Geschlecht, Haarfarbe und sogar Krankheiten werden gespeichert. Auch die angebliche Vernichtung der Daten kann niemand wirklich nachvollziehen – dies zeigt ein Betroffener aus Süddeutschland, der die Löschung seiner Daten vor Gericht erstritt und so herausfand, dass die Polizei sie illegalerweise bereits in eine bundesweite Gen-Datei eingespeist hatte.

Wie unbedacht auch die Bochumer Polizei mit den persönlichen Daten der Tatverdächtigen umgeht, zeigen die Beispiele der Speichel-Verweigerer. Viele von ihnen konnten am Ende doch ihre Spucke-Daten vor der Polizei geheim halten, weil sie stichfeste Alibis hatten oder selbst auf die vage Täterbeschreibung nicht passten.