„Ein einzigartiges Prozedere“

Von Dana Horáková entlassene Aufsichtsratsmitglieder empört. Auch Deutscher Bühnenverein protestiert

„Ich fühle mich wie fristlos entlassen.“ Galeristin Renate Kammer, Sprecherin der Hamburger Galeristenvereinigung und seit gestern Ex-Aufsichtsrätin der Deichtorhallen, ist entsetzt über die Art, wie Kultursenatorin Dana Horáková in den Aufsichtsräten der drei Staatstheater und der Deichtorhallen aufgeräumt hat. Mittwoch Nachmittag habe die Kulturbehörde sie telefonisch über ihre Abberufung informiert, gefallen war die Entscheidung am Dienstag Abend.

„Eine solche Abberufung ohne ein einziges Gespräch ist ein seltener Vorgang: Seit dem 11.11. 1989 gehöre ich dem Aufsichtsrat an und habe nie erlebt, dass Mitglieder wider Willen ausgewechselt wurden“, sagt Kammer. Über Parteigrenzen hinweg sei zudem der Arbeitskreis Bildende Kunst, dessen Vorsitz sie zeitweilig innehatte, von den SenatorInnen – von Wolfgang Tarnowski über Helga Schuchardt bis zu Ingo von Münch und Christina Weiss – angehört worden. „Das hat sich seit Dana Horákovás Amtsantritt geändert. Wir Kulturschaffenden fühlen uns äußerst unwohl in diesem Klima.“

In ihrer Weigerung zu kuschen sieht Renate Kammer auch den Grund für ihre Abberufung: „Ich habe mich 2002 vehement gegen die Umstrukturierung der Deichtorhallen gewehrt. Ich bin unbequem, und dies schätzt die Senatorin nicht.“ Ebensowenig wie Unternehmensberater und Kunstexperte Philip Moffat, der auch ausgetauscht wurde. Der Widerspruchsgeist der Neuzugänge dagegen wird sich in Grenzen halten: Neben F.C. Gundlach, der den Deichtorhallen seine Fotosammlung als Dauerleihgabe vermacht, ist dies der Werbefachmann Manfred Blume-Witte. Im Aufsichtsrat der Staatsoper mussten Ulrike Hoffmann-Riem und Carsten Jung Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrens und Irene Schulte-Hillen weichen (taz berichtete).

Scharfen Protest gegen Horákovás Vorgehen formulierte in einem Offenen Brief gestern die Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein: Deren Vorsitzender, Holk Freytag, Intendant des Staatsschauspiels Dresden, bezeichnete das Prozedere als „Höhepunkt in der indiskutablen Kommunikation zwischen Ihnen und dem Schauspielhaus. Dass Sie sich von den Kräften trennen, die sich durch Sachkunde ausgezeichnet haben, wirft ein bezeichnendes Licht auf diese unappetitliche Affäre.“ PETRA SCHELLEN