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Archiv-Artikel

„Was gibt es Schöneres als ein tolles Frühstück und die taz“

taz-Kongress-Nachlese: Von Beust gefällt sich, Xing vergisst die Schuhe, Duve hat wieder Zeit

Aus Hamburger Rathauskreisen wird kolportiert, Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust habe sein Porträtbild in der Zukunfts-taz gut gefallen, er verwahre sich aber dagegen, es bis 2029 nicht weiter als bis zum Regionalpräsidenten Nord gebracht zu haben. Im Nordteil der Zukunfts-taz war über die Eröffnung des so genannten Baltic Centre durch von Beust berichtet worden – er war als 74-Jähriger auch im Foto zu sehen. Von Beust habe den Preis von 5 Euro für die Zukunfts-taz auch gerne bezahlt. ALDI

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Eigentlich hätte er auf auf dem taz-Podium zum Thema Islam in Europa sitzen sollen: Soheib Bencheikh, Mufti von Marseille. Doch nach dem 30. Anruf innerhalb von zwei Tagen inklusive zahlreicher Kompetenzstreitigkeiten zwischen Hochwürden und seiner Sekretärin ist klar: Das wird nix! Ersatz ist schnell beschafft – kurzerhand wird der Islamwissenschaftler Velin Belev aus Bulgarien eingeflogen. „Ich bin ganz aufgeregt“, bekennt er, er habe im Westeuropa noch nie an einer Diskussion teilgenommen. Er hat viel gelernt – und andere von ihm. Nicht zuletzt der Kellner in einem arabischen Restaurant, der – in seiner Muttersprache angesprochen – ganz verdutzt ist und sich erst einmal Velins Pass zeigen lässt. BO

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Mit einem Baumwollbeutel am Handgelenk und sehr entspannt schlurfte Freimut Duve, 67, am Kongresssamstag an die Stufen des Hebbeltheaters. Duve hat jetzt wieder Zeit. Zeit zu schreiben, Zeit für Familie und Freunde, Zeit für die taz. Das ist schön. Weniger schön ist der Grund für die neue Freiheit: Als erster „Repräsentant der OSZE für die Freiheit der Medien“ ließ Duve seit 1997 seine Mitarbeiter vor allem auf dem Balkan vehement Verstöße gegen die Pressefreiheit recherchieren. Berlusconi und Putin waren irritiert von diesem unbequemen, manchmal undiplomatischen Radikaldemokraten. Seit Anfang diesen Jahres sind sie ihn los. Schröder und Fischer waren eingeknickt. MIA

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Der Pekinger Schriftsteller Xu Xing, 48, war nicht nur der Teilnehmer des taz-Kongresses mit der weitesten Anreise, es war für ihn auch eine Reise in die eigene Vergangenheit. Denn nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 hatte Xu, der einer der spirituellen Väter der Protestbewegung war, für drei Jahre in Deutschland Unterschlupf gefunden. Der taz-Kongress ermöglichte ihm nicht nur ein Treffen mit seiner deutschen Verlegerin und einen Besuch bei Jürgen Habermas in Starnberg, sondern auch ein Wiedersehen mit alten Freunden aus der Zeit des Exils. All dies war wohl so bewegend, dass Xu sein bestes Paar Schuhe, das er in Paris erstand, in seinem Berliner Hotel vergaß. Inzwischen wurden es ihm nach Peking nachgeschickt. HAN

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Staatssekretär und MdB Matthias Berninger (Die Grünen), Fotografin Astrid Proll, Schriftstellerin Renée Zucker und der stellv. taz-Chefredakteur Peter Unfried redeten auf dem Podium „Lieber Kita als Barrikade“ auf Befehl von Moderator (und taz-Redakteur) Jan Feddersen tapfer über Linke, Familie, Kinder. Doch bald gingen Teile des Publikums auf die Barrikade: Man solle aufhören mit dem Kinderkram. Und über die „Neue Linke“ diskutieren. Der mutige Feddersen stoppte die Revolte, indem er im nächsten Satz fünfmal das Wort „Kinder“ unterbrachte.

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185 GenossInnen und KommanditistInnen der taz kamen zum Sonntagsfrühstück in die Berliner Kochstraße. Der Bochumer Genosse Andreas Eichert schrieb anschließend ins taz-Gästebuch: „Was gibt es Schöneres als die Kombination von einem tollen Frühstück in der Sonne und einer guten Zeitung. Ich hoffe, wir treffen uns in 25 Jahren wieder zum 50-jährigen.“ KON