: Lust auf Fürsorge
Die Hamburger Freiwilligenbörse „Aktivoli“ zieht jährlich bis zu 3.500 potenzielle HelferInnen an. Das Netzwerk vermittelt nicht nur Menschen, die sich engagieren wollen, sondern bietet auch Beratung für das passende Ehrenamt
Viele Einrichtungen suchen ehrenamtliche Mitarbeiter. Zugleich möchten sich viele Menschen engagieren, wissen aber nicht, wo. Von diesem Dilemma berichtet Michael Edele, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. Um die „Vermittlungslücke zu schließen“, so Edele, hat die Wohlfahrspflege die Freiwilligenbörse „Aktivoli“ ins Leben gerufen. Und die Börse boomt: Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 wuchs die Zahl der BesucherInnen von 800 auf 3.500 im Jahr.
Inzwischen hat sich aus der Börse ein Netzwerk großer Träger bis hin zu kleinen Stadtteilorganisationen gebildet. In den Freiwilligen-Zentren und Stadtteil-Foren von Aktivoli können sich Menschen beraten und an Einrichtungen vermitteln lassen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. „Wir versuchen herauszufinden, was die Leute gern tun wollen“, erklärt Aktivoli-Mitarbeiterin Cecila Garcia. Eine weitere Möglichkeit, nach passenden Aufgaben zu suchen, ist „E-Aktivoli“ – unter diesem Namen präsentiert sich die Börse im Internet.
Die meisten Einrichtungen bieten zunächst eine kurze Probezeit, damit HelferInnen feststellen können, ob sie sich mit der Arbeit wohl fühlen. „Wenn es nicht klappt, beraten wir gerne weiter“, so Garcia. Im vergangenen Jahr gab es mit dem „Freiwilligentag“ eine Möglichkeit, sich im Ehrenamt auszuprobieren. Viele Träger öffneten an diesem Tag ihre Türen für Neugierige. „Für fünf Stunden konnten auch Berufstätige erfahren, ob sie beispielsweise mit Senioren oder Blinden arbeiten können“, berichtet Garcia. Wichtig sei die Bereitschaft, sich über einen längeren Zeitraum hinweg zu engagieren.
„Freiwillige kommen aus allen Altersgruppen, zumeist sind es jedoch Studierende sowie Rentnerinnen“, sagt Garcias Kollege Edele. Die Motive seien ganz unterschiedlich, sich im sozialen oder kulturellen Bereich einzusetzen: „Alle aber wollen Gutes tun, viele reizt auch die Anerkennung, Spaß und neue Kontakte.“ Bei Bedarf bieten die Träger kostenlose Fortbildungen an. „Für einige Tätigkeiten wie im Hospiz oder Gefängnis sind Weiterbildungen oder Vorerfahrungen nötig“, sagt Garcia. Andere Aufgaben wie SeniorInnen besuchen oder Kindern vorlesen könnten sich auch Unerfahrene zutrauen.
Die immer wieder geäußerte Kritik, Freiwillige würden Hauptamtliche verdrängen und arbeitslos machen, weist Edele zurück: „Ehrenamtliche können zum Beispiel im Pflegebereich keine qualifizierte Fachkraft ersetzen.“ Vielmehr würden Freiwillige unterstützen, indem sie mit den Kranken und Pflegebürftigen sprechen oder spazieren gehen – Tätigkeiten, für die hauptamtliche PflegerInnen kaum noch Zeit fänden. Edele sagt: „Da ist die Freiwilligenarbeit eine schöne und wichtige Ergänzung.“ Annika Noffke