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Sat.1 startet zwei neue Shows mit Ex-RTL-Moderatorinnen: Barbara Eligmann bittet Prominente zum „Buchstabier-Test“, Linda de Mol bietet Normalos den „MillionenDeal“ (Sa., 20.15 und 21.15 Uhr)
VON MARTIN WEBER
Es hätte alles auch ganz anders kommen können. Dann nämlich, wenn die blonde Vierzigjährige Lehrerin geworden wäre. „Hefte raus, Klassenarbeit!“ wäre dann die Parole der Stunde gewesen. Weil Barbara Eligmann aber den Beruf der Journalistin und Moderatorin ergriffen hat, ist es eben nicht Viertel nach acht morgens, sondern justament 20.15 Uhr am Abend, wenn die Frau in Aktion tritt. Nicht wie jahrelang üblich bei RTL, wo Eligmann von 1992 bis 2000 als Redaktionsleiterin des Boulevardmagazins „Explosiv“ ihr „Mein Name ist Barbara Eligmann“ herunterschnarrte, sondern in Sat.1.
„Der große deutsche Prominenten-Buchstabier-Test“ lautet der Titel des zunächst auf sechs Shows angelegten Formats, und weil die Deutschen nun mal ein Volk sind, das gern getestet wird, gerät der Inhalt der Sendung ebenso knifflig wie alltagstauglich. „Es geht darum herauszufinden, wie gut Prominente ihre eigene Sprache beherrschen“, erklärt Barbara Eligmann. Am Samstag müssen u. a. Til Schweiger, Nicolette Krebitz und Jasmin Tabatabai Cappuccino, Broccoli (auch: Brokkoli) oder Jogurt buchstabieren. „Man kann prima zu Hause mitspielen, mit der ganzen Familie“, sagt Eligmann.
Oder der Duden
Keine Frage: Das kann man. Man könnte aber auch einfach einen Duden oder ein anderes Wörterbuch zur Hand nehmen. Immerhin: Barbara Eligmann, die in der Schule beim Diktat „ganz gut“ war, geht angstfrei in die Sendung. „Ich denke, dass ich im sprachlichen Bereich noch eine Menge weiß.“ Mehr Muffe hat sie da vor den Matheaufgaben ihrer Kinder: „Das macht mir ganz schön Manschetten.“
Die kann man auch bekommen, wenn man am Samstag bei Sat.1 verweilt und ein anderes altes RTL-Schlachtross auf sich zukommen lässt. Linde de Mol, ehedem käseblonde Kuppelmutter bei der „Traumhochzeit“ und zuletzt beim „Domino-Day“ immer mal wieder für die Überwachung von vor sich hin purzelnden Miniatur-Klötzchen zuständig, erging es vorübergehend so wie Otto Normalzuschauer. „Eine Zeit lang dachte ich, es sei Schluss mit der deutschen Karriere.“ Was sich die 39-Jährige hätte leisten können: Daheim in den Niederlanden ist sie schwer gefragt. Sie spielte die Hauptrolle in einem Kinofilm, dreht zurzeit die sechste Staffel einer Krimiserie, in der sie die Kommissarin gibt, und macht seit September 2003 eine eigene Frauenzeitschrift namens LINDA.Magazine.
Darüber, was Barbara Eligmann von der Rechtschreibung des Print-Titels hält, kann man nur spekulieren. Selbiges gilt für die neue Sendung von de Mol: „Der MillionenDeal“. Unstrittig ist indes, dass die Moderatorin ihren Arbeitgeberwechsel pragmatisch einordnet – „Ich fühle mich nicht untreu, denn ich bin seit einem Jahr nicht mehr vertraglich an RTL gebunden“ – und dass Sat.1 mit dem Einkauf von de Mol und Eligmann eines begriffen hat: Unterhaltungsfernsehen funktioniert in erster Linie über den Wiedererkennungswert und dann erst über Inhalte. Deshalb ist Jauch mit dem Abfragen von zusammenhanglosem Wissen so erfolgreich und Gottschalk mit Wetten.
Und deshalb könnte auch „Der MillionenDeal“ ganz nach Sendergusto laufen. Dass Kandidaten um 26 verschlossene Koffer zocken, in denen sich Geldgewinne von einem Cent bis zu 2 Millionen Euro verbergen und dabei von der „Bank“ immer einen „Deal“ zum vorzeitigen Aussteigen angeboten bekommen, ist eher leidlich spannend. Richtiggehend aufregend ist dagegen, wie Linda de Mol ist: wie immer. Furchtbar nett, ausgeprägt jovial, und, auch wenn die Haare nicht mehr ganz so leuchten wie einst im Mai 1992, gesinnungsblond – und mitunter von heiliger Einfalt beseelt. „Zwei ganz unterschiedliche Männer“, sagt sie in Folge eins, als ein maskulines Exemplar mit Vokuhila und eines mit Schnäuzer an ihrem Ratepult stehen. „Ich komme aus Gelsenkirchen“, sagt der eine. „Ich aus Hennef“, offenbart der andere. Schon irre, wie unterschiedlich zwei Männer so sein können.