: Auch Briten in der Kritik
Zwar gibt es Zweifel an der Echtheit der Fotos, aber die Regierung ermittelt bereits
BERLIN dpa/ap/taz ■ Als das Massenblatt Daily Mirror am Freitag ankündigte, am Samstag Bilder zu veröffentlichen, auf denen zu sehen ist, wie britische Soldaten angeblich einen irakischen Gefangenen schlagen, treten und auf ihn urinieren, ging alles ganz schnell. Noch am selben Tag kündigte die Regierung eine unabhängige Untersuchung an. Tony Blair sagte, dass eine Misshandlung irakischer Gefangener nicht akzeptabel sei. „Wir sind in den Irak gegangen, um solche Dinge zu beenden, nicht um sie zu tun.“ Premierminister Blair fügte hinzu, dass die britischen Soldaten jedoch insgesamt eine gute Arbeit leisteten.
Am Sonntag berichtete dann die BBC, dass es Zweifel an der Echtheit der Bilder gebe. Angehörige des Queen’s-Lancashire-Regiments, aus dessen Reihen die Bilder stammen sollen, hätten auf Unstimmigkeiten hingewiesen. So handele es sich bei dem abgebildeten Sturmgewehr um eine Waffe, die nicht im Irak eingesetzt werde. Auch trügen die abgebildeten Soldaten Mützen, im Irak seien aber nur Barette oder Helme üblich.
Dagegen versicherte der Daily Mirror, dass die Bilder echt seien. Sie stammten von zwei britischen Soldaten, von denen sich der eine selbst an Misshandlungen beteiligt habe. Nach ihren Angaben wurde der etwa 20-jährige Iraker verdächtigt, ein Dieb zu sein. Acht Stunden lang sei er von den Soldaten in Basra gequält worden. Mit Gewehrkolben hätten sie ihm den Kiefer gebrochen und ihm Zähne ausgeschlagen. „Dieser Typ war dabei zu sterben“, berichtete einer der Soldaten. „Wir haben große Anstrengungen unternommen, um das zu prüfen“, sagte der Chefredakteur des Mirror, Piers Morgan. Nach Informationen des Sunday Telegraph bereitet die britische Militärpolizei die Festnahme von sechs Verdächtigen vor.
Auch ein britischer Offizier, der anonym bleiben will, sagte gestern in einem Fernsehsender, dass Misshandlungen irakischer Gefangener schon mehrmals vorgekommen seien. Sogar „ziemlich hohe Offiziere“ wüssten davon. Eine der Ursachen sei, dass mit der Bewachung der Gefangenen meist junge, unerfahrene Soldaten beauftragt würden. Rechtsexperten warnten davor, dass die verantwortlichen als Kriegsverbrecher vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt werden könnten. Großbritannien erkennt dieses UN-Gericht im Gegensatz zu den USA an. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international berichtete, ihr lägen schon länger Hinweise auf weit verbreitete Folterungen irakischer Gefangener durch Koalitionssoldaten vor.