Im Paradies der Billigflieger

Der Köln-Bonner Flughafen boomt. Die „Low Cost Carrier“ sorgen für immer weiter steigende Fluggastzahlen. Umweltschützer halten die Schnäppchen-Reiserei für „absolut unverantwortlich“

Von Susanne Gannott

„Für 100 Euro von Köln nach Amerika“: Die frohe Botschaft war dem Express diese Woche eine Titelschlagzeile wert. Denn Michael Garven, der Chef des Köln-Bonner Flughafens, hatte den Kölnern versprochen: Ab Mai 2005 können sie mit dem Billigflieger über den Teich.

Diese Nachricht markiert den vorläufigen Höhepunkt einer Entwicklung, die den „Konrad Adenauer Flughafen“ innerhalb von 18 Monaten aus einer großen Krise in die Gewinnzone geführt hat. Um satte 43 Prozent konnte der Airport seine Fluggastzahlen im letzten Jahr steigern: 7,9 Millionen Passagiere beförderte er – und davon flogen knapp 4 Millionen mit einem der „Low-Cost-Carrier“. Die ersten beiden, Germanwings und Hapag Lloyd Express, hatte Garvens schon im Herbst 2002 nach Köln geholt und sich damit „als Visionär erwiesen“, erklärt Anja Stenzel van Melis, stellvertretende Pressesprecherin des Flughafens, nicht ohne Stolz. „Denn zu dieser Zeit war man in der Branche noch sehr skeptisch, was die Zukunft der Billigflieger angeht.“

Die Zeiten sind vorbei. Die Schnäppchen-Reiserei boomt: Dieses Jahr erwartet der Kölner Flughafen – inzwischen größtes Drehkreuz für Billigflüge in Deutschland – eine Steigerung der Fluggastzahlen um weitere 10 Prozent auf 8,5 Millionen Passagiere. Kein Wunder: Bei so wahnwitzigen Preisen wie 19 Euro für einen Flug nach Istanbul oder Madrid, oder gar 5 Euro für den Trip nach Berlin, kann man auch für eine Party quer durch Europa jetten.

Diese Entwicklung beobachten Umweltschützer freilich mit großer Sorge. Roland Pareik von KölnAgenda, dem lokalen Bündnis für nachhaltige Entwicklung, findet es „absolut unverantwortlich, dass so etwas zugelassen wird“, weil damit jegliche Anstrengung in Sachen Klimaschutz zunichte gemacht werde. So hat er ausgerechnet, dass allein die 2,5 Millionen Passagiere, um die das Fluggastaufkommen am Kölner Flughafen 2003 gestiegen ist, ein klimarelevantes „Global Warming Potential“ verursachen, das der Treibhauswirkung des gesamten Kölner PKW-Verkehrs entspricht.

Um diesen Trend umzukehren, muss die Politik laut Pareik auf internationaler Ebene „Kostengerechtigkeit gegenüber anderen Transportmitteln herstellen“. Schließlich sei es gar nicht einzusehen, warum Kerosin weltweit von der Steuer befreit ist – und in Europa auf Flüge keine Mehrwertsteuer gezahlt werde. Auch die Kölner Grünen fordern „seit Jahren“, wie Fraktionsvize Jörg Frank sagt, die Einführung einer Besteuerung des Flugverkehrs, um dessen Wettbewerbsvorteil zu beenden. Sorge bereite den Grünen auch, dass die Ausweitung des Billigflugangebots in Köln mehr Nachtflüge nach sich ziehen könnte. So hat der Flughafen laut Frank bereits angekündigt, mit dem Start der neuen Billigangebote nach England ab diesem Sommer möglicherweise auch nachts Passagierflüge abzufertigen.

Fest steht also: Das Kölner Angebot an Billigflügen wird ausgebaut. Allerdings will Pressesprecherin Stenzel van Melis nicht versprechen, dass die Expansion auch neue Arbeitsplätze mit sich bringt. Schließlich seien bereits 2003 rund 1.400 neue Jobs entstanden. Und das Führen eines Flughafens sei ohnehin mit hohen Personalkosten verbunden: Da müsse man erst mal vorhandenes „Sparpotenzial“ nützen.