: Mit Modulen gegen Plastikbecher
Das 2001 begonnene Umweltmanagementsystem der Bremer Hochschule geht an den Start: Mitte Juli soll der auswärtige Gutachter kommen und die Ergebnisse bewerten. Die Zertifizierung kann die Hochschule auch wieder verlieren.
Die Angehörigen der Hochschule Bremen scheinen Ökomuffel zu sein, zumindest bisher: Die Altpapier-Mengen seien seit dem Jahr 2000 deutlich zurückgegangen, stellten jetzt StudentInnen des Studiengangs Fachjournalistik fest. Das liege aber nicht am sparsamen Verbrauch, sondern daran, dass Mülltrennung out zu sein scheint. Läuft man durchs Hochschul-Foyer, findet man zu Aschenbechern umfunktionierte Plastik-Colabecher zu Hauf. Die sind nicht mehr Gelber-Sack-geeignet.
Diese Bestandsaufnahme der angehenden FachjournalistInnen sind ein Teil des Umweltmanagementsystems, an dem die Hochschule seit dem Jahr 2001 arbeitet und das jetzt kurz vor der Überprüfung steht. Mitte Juli soll ein externer Gutachter kommen und das System mit seinen Zielen und Maßnahmen bewerten. Wenn er einverstanden ist, zertifiziert er die Hochschule nach der „Eco-Management and Audit Scheme“ (EMAS)-Verordnung. Das bedeutet, dass die Hochschule beständig weiter an sich arbeiten muss. Sie kann das Siegel wieder verlieren.
Tatsächlich passiert einiges an der Hochschule: Anfang 2003 hat der Akademische Senat eine hochschuleigene Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik verabschiedet. „Sehr erfreulich“ findet Seminarleiter Uwe Riedel vom Polis-Institut für Mensch-Umwelt-Beziehungen, dass die Hochschule sich selbst auf den Forschungsschwerpunkt Nachhaltigkeit verpflichtet hat. Schon heute laufen 41 Forschungsprojekte zu dem Thema. Die müssen die Forscher halten, am besten sogar weiter ausbauen. Für die Lehrveranstaltungen planen die Umweltmanager ein „Modulsystem“. Das bedeutet, dass die Studierenden interdisziplinär Nachhaltigkeits-Veranstaltungen aus unterschiedlichen Fachbereichen besuchen können, vielleicht bald sogar müssen.
Die Bestandsaufnahme der Fachjournalistik-StudentInnen umfasst die Bereiche Energie, Wasser, Abfall, Lehre und Forschung, Gender Mainstreaming, ökologische Großküchen, ökologische Beschaffung, Arbeitssicherheit und Mobilität.
Ein Beispiel für die studentische Arbeit ist die „Mensa-Gruppe“: Die fand heraus, dass der „Dinkelburger ein Imageproblem“ hat. Wie die Mensa nicht nur mehr Bio-Lebensmittel verarbeiten, sondern auch weniger Müll durch Plastikbecher produzieren und weniger Strom verbrauchen kann, fragte sich die Arbeitsgruppe. Ergebnis: Das verantwortliche Studentenwerk hält die Einführung eines Mehrwegbechersystems für zu aufwändig. „Dass es an der Uni geht und bei uns nicht“, soll am Alter der Neustädter Spülmaschine liegen, sagt Jeanette Simon von der Arbeitsgruppe. Die Maschine ist mit ihren 25 Jahren sicherlich ein Stromfresser. Sie durch ein moderneres Modell zu ersetzen, kann die Hochschule der Mensa nicht vorschreiben. „Wir sind im Gespräch“, sagt Uwe Riedel.
Alle Ergebnisse werden in einer Ausstellung gezeigt. Die bereits von der Hochschule beschlossenen Maßnahmen, etwa zur Sensibilisierung der Hochschulangehörigen für schonende Ressourcennutzung, finden sich dort ebenfalls. Jetzt läßt Riedel die Ausstellung abfilmen und digitalisiert auf die Hochschul-Homepage stellen. Zum EMAS-Siegel gehört eine Dokumentationspflicht. ube