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Archiv-Artikel

EINE INTERVENTION IN LIBERIA DARF SICH NICHT AUF MILITÄR BESCHRÄNKEN Erneuerung durch Friedenskonferenz

Die USA sollen in Liberia militärisch eingreifen. Das wünschen sich die Liberianer und auch ganz Westafrika. Unentschuldbar war die Gleichgültigkeit, mit der die US-Regierung in den letzten Wochen die Eskalation des liberianischen Bürgerkrieges beobachtete. Ein US-Kriegsschiff voller Kampftruppen dümpelte vor Liberias Küste, während Rebellen in die Hauptstadt eindrangen und hunderttausende von Flüchtlingen herumirrten.

Liberias Präsident Charles Taylor weiß, dass seine Tage an der Macht gezählt sind. Seine Regierung hat ja schon ihre Unterschrift unter ein Waffenstillstandsabkommen mit den Rebellen gesetzt, das Taylors Rücktritt zugunsten einer neutralen Übergangsregierung innerhalb von 30 Tagen vorsieht – eine Frist, die am 17. Juli ausläuft. Es geht bei einem militärischen Eingreifen also um die Umsetzung dieses Abkommens – und um die Zukunft der Kriegsparteien. Taylor, der unter Anklage des UN-Kriegsverbrechertribunals für Sierra Leone steht, könnte Exil in Nigeria bekommen. Die Rebellen, Taylor an Verbrechertum ebenbürtig, müssten durch die Benennung angesehener Personen in die Übergangsregierung neutralisiert werden.

Aber in dieser Situation befand sich Liberia schon einmal – im Sommer 1990, als Charles Taylor noch als Guerillaführer die Hauptstadt belagerte. Auch damals griffen Truppen aus Westafrika und den USA ein und installierten eine Regierung – sie wollten verhindern, dass Taylor sich an die Macht kämpfte. Aber der Krieg ging weiter. Als Taylor 1997 doch noch an die Macht kam, nämlich durch den Sieg in freien Wahlen, war die internationale Gemeinschaft so beleidigt, dass sie Liberia boykottierte. Das am Boden zerstörte Land erhielt keine Wiederaufbauhilfen. Taylor hielt sich mit der Ausplünderung der eigenen Rohstoffe über Wasser. Der nächste Krieg war nur eine Frage der Zeit.

Eine Militärintervention reicht also nicht aus. Es muss jetzt die laufende Liberia-Friedenskonferenz in Ghana, die Vertreter des ganzen Landes zusammenführt, in eine breite Erneuerungsbewegung münden, deren Pläne international finanziert werden. DOMINIC JOHNSON