Mauern und pfeifen

IG BAU ruft auf, illegale Beschäftigung zu melden. Immigranten-Kampagne protesiert dagegen

BERLIN taz ■ Zwischen dem 1. Juni und dem 5. Juni könnten besonders viele Mails und Telefonanrufe bei der Gewerkschaft IGBAU eingehen. Schließlich hat sie unter dem Motto „Ohne Regeln geht es nicht“ schon vor Wochen eine Initiative der besonderen Art gestartet. Unter der gebührenfreien Rufnummer (08 00) 4 42 2802 kann jedermann montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr und samstags von 9 bis 18 Uhr die Gewerkschaft erreichen und Hinweise auf beobachtetes irreguläres Geschehen auf Baustellen geben.

Diese Meldungen werden auf Wunsch vertraulich behandelt, sollen aber die Arbeit der Verfolgungsbehörden unterstützen. Meldungen per Mail seien unter der Adresse kontrolle@igbau.de möglich, heißt es auf der Gewerkschaftshomepage. „Unsere Kampagne ‚Ohne Regeln geht es nicht!‘, haben wir vor dem Hintergrund von rund 330.000 arbeitslosen Bauarbeitern gestartet, denen etwa 300.000 illegale Arbeitnehmer gegenüberstehen“, erklärte Dietmar Schäfers vom Bundesvorstand der IG BAU. „Es geht uns darum, zu problematisieren, dass illegale Beschäftigung und Lohndumping reguläre Arbeitsplätze vernichten.“ Die Zunahme einer Denunziantenmentalität sei nicht zu befürchten, meint die Gewerkschaftszentrale. Man handle auch im Interesse der illegalen Arbeitnehmer, denen man zu ihrem Recht verhelfen wolle.

Das sehen einige Internetnutzer aus dem Umfeld der antirassistischen Kampagne „Kein Mensch ist illegal“ anders. Sie kreierten die Kampagne „Meldestelle lahm legen“ und rufen die „Kolleginnen und Kollegen der IG BAU“ zum sofortigen Stopp der Kampagne auf, die sie als „Denunziation von illegalen Arbeitnehmern“ klassifizieren. Stattdessen fordern sie Mindestlöhne und Arbeitsschutzrechte für alle Menschen, unabhängig von ihrem rechtlichen Status.

Doch die Initiative begnügt sich nicht mit diesen Appell. Vom 1. Juni bis zum 5. Juni soll es eine Vielzahl von Protesten gegen die gewerkschaftlichen Beschwerdestellen geben. Die Gewerkschaft soll durch massenhafte Proteste dazu gebracht werden, von der Initiative Abstand zu nehmen. Einen willkommener Nebeneffekt haben die Initiatoren dabei sicher nicht vergessen. Sowohl der Telefonanschluss als auch die E-Mail-Adresse sollen in diesen Zeitraum derart von den Kritikern in Anspruch genommen sein, dass etwaige Meldungen über illegale Beschäftigungsverhältnisse auf den Baustellen gar nicht erst durchkommen.

Von der IG BAU war keine Stellungnahme zu dieser Gegeninitiative zu bekommen. In einem ersten Zwischenbericht zu ihrer Kampagne zog der IG-BAU-Vorstand Ende April noch eine positive Bilanz. 140 geprüfte Informationen über illegale Beschäftigung oder Schwarzarbeit seien eingegangen. Insgesamt 400 Personen seien davon betroffen gewesen. PETER NOWAK