: berliner szenen Falschschreibreform
Von DFA’s und DFB
Der falsche Apostroph (DFA) feiert in diesem Jahr sein fünfzehnjähriges Bestehen! Behaupte ich, und darf’s behaupten, denn Ende der Achtziger setzte er sich endgültig durch. Plötzlich fand man allerorten „Renate’s Frisiersalon“, „Timy’s Imbiss“ und „Meier’s Buchladen“. Als dann die Mauer abgemeißelt wurde und man auch in der ehemaligen DDR von der sozialistischen Rechtschreibnorm befreit war, gesellte sich „Mandy’s Piercingstudio“ hinzu, und auch „Mirco’s Gebrauchtautos“ ließen nicht lang auf sich warten.
Zunächst rebellierten noch ein paar Aufrechte – es half nichts, DFA hatte gesiegt. Bald waren ihm auch die Redaktionen ganz und gar erlegen. So schrieb etwa der Spiegel vor kurzem, dass Nina Simone unter anderem „Screamin’ Jay Hawkins’s“ größten Hit gecovert habe. „Putin’s Regierung“ gehört schon lange zum Repertoire.
Nun tritt ein neuer Fehler seinen Siegeszug an, und wird, nach Popmusikmagazinen, Postkarten und – selbstverständlich – Firmenschildern bald auch die Zeitungen für Erwachsene heimsuchen: der fehlende Bindestrich (DFB). In Berlin darf man bereits von „Rons Auto Wäsche“ lesen (man beachte immerhin: DFA fehlt!), „Getränke Handel“ wurde ebenfalls bereits gesichtet – und, nein, die Inhaber des Unternehmens heißen keineswegs Handel.
Von hier aus ist es nur noch ein kleiner Schritt zu „Manfred Müller’s Spiel Waren Geschäft“ in Spandau-Süd oder „Elfriede’s Leben’s Mittel Stuben“, die man allerdings bis jetzt noch vergeblich sucht. Sie werden kommen, schließlich wird in Deutschland das Dümmstmögliche immer besonders gern gemacht. Und taz’s Artikel Schreiber Innen? Ich jedenfalls helfe gern mit.
JÖRG SUNDERMEIER