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Archiv-Artikel

Fans im Wahn

Kölns neuer Trainer Huub Stevens lädt zum ersten Training ans Geißbockheim. Trotz Abstieg herrscht Euphorie

KÖLN taz ■ Rot weiß gekleidete Fanströme zogen am frühen Samstagmorgen durch den Kölner Stadtwald. Richtung Geißbockheim. Angelockt vom hochsommerlichen Wetter und natürlich vom neu verpflichteten Trainer Huub Stevens. „Wir haben heute morgen extra früher gefrühstückt als sonst, damit wir rechtzeitig beim FC sind“, sagt eine Anhängerin. Natürlich trieb vor allem die Neugier nach dem neuen Trainer und den neu verpflichteten Kickern den gemeinen FC-Fan zum Geißbockheim. Unter aufkommendem Beifall folgte der „Neue“ Huub Stevens seiner Mannschaft durch die dicht drängelnde, aufmunternde Fanschneise.

„Wer hätte gedacht, dass wir den Huub Stevens als Trainer kriegen, damit haben wir nicht gerechnet“, kommentiert ein beleibter Fan. Neben Stevens konnte auch Holger Gehrke neu im Trainerstab begrüßt werden. Der 43-jährige ehemalige Bundesliga-Torhüter arbeitete mit Huub Stevens bei Schalke 04 und Hertha BSC. Stevens: „Wir brauchten noch einen Kollegen zur Unterstützung.“ Gehrke erhielt wie Stevens einen Einjahresvertrag, der sich bei Aufstieg automatisch verlängert.

„15 Jahre hatten wir nur Gurken im Vorstand. Jetzt mit Overath tut sich endlich was“, kommentiert ein Fan aus Burbach. Auch im Spielerkader. Die Neuzugänge Rolf-Christel Guie-Mien, Kostas Konstantinidis, Roland Benschneider, Christian Lell und Timo Achenbach durften auch mitmachen. Das Team ist komplett. Nur ein weiterer Stürmer wird noch gesucht. EM-Tourist Lukas Podolski fehlte beim Trainingsauftakt. Ihm wurde von Stevens Urlaub verordnet. „Lukas braucht erstmal drei Wochen um seinen Kopf frei zu bekommen“, rät der Trainer. Frei vom Hype um seine Person und natürlich frei von der EM.

Alle Anderen müssen jetzt schon ran: zwei Stunden dauerte die erste Trainingseinheit – vor fast 2.000 Fans. Zwei Stunden Training sind für Steven durchaus normal. „Ein Spiel geht über 90 Minuten, da muss die Mannschaft eben fit sein.“ Jetzt ist erst mal eine schwere Woche angekündigt, dann eine ruhigere und dann geht‘s ins Trainingslager in die Schweiz.

„Hauptsache der Trainer kann in Ruhe arbeiten, dann steht auch dem direkten Wiederaufstieg nichts im Weg“, ist der allgemeine Tenor. Auch die achtjährige Celine ist sich sicher, sie findet den neuen Trainer nett und den Aufstieg schafft er auch. Aufstiegsgarantie die sich mit den Namen Stevens, Overath und man schätzt, hinter vorgehaltener Hand, vielleicht auch Calmund, zu verbinden scheint. Der FC bekennt sich konsequent zum Erfolgszwang. Und Die Fans sind eh schon wieder Deutscher Meister. JEANETTE DRAUWE