Jetzt wieder Gummihandschuhe

„Schanze ist so in wie nie“: Geschäftsleute aus dem Viertel sprechen sich für Erhalt der Drogeneinrichtung Fixstern aus. Szene werde als Sündenbock missbraucht

Gewerbetreibende aus dem Schanzenviertel haben sich gestern für den Erhalt des Fixstern im Stadtteil ausgesprochen. Gelegentliche Probleme mit der Drogenszene, die es vor der Eröffnung des Druckraumes gegeben hatte, seien seither nicht mehr aufgetreten. Jetzt fürchten rund 20 UnternehmerInnen, dass sich nach der vom Schwarz-Schill-Senat angedrohten Schließung der Drogeneinrichtung zum Jahresende die Situation nicht nur für die Süchtigen, sondern auch für die Gewerbetreibenden wieder verschlechtern wird. „Das Viertel“, sagte gestern Peter Haß von der Buchhandlung im Schanzenviertel, „braucht einen Druckraum.“

Haß trat entschieden der Behauptung anderer Geschäftsleute aus dem Stadtteil entgegen, dass sie wegen der Drogenszene Umsatzverluste in Kauf nehmen müssten. „Es stimmt schlicht nicht, dass durch die Drogenszene die Geschäfte schlechter laufen“, sagte der Buchhändler: „Das Schanzenviertel ist so in wie noch nie.“ Manche Gewerbetreibende hätten Probleme, weil sie ihre Läden nicht den Entwicklungen des Stadtteils angepasst und noch Waren „aus den 60er Jahren“ in den Regalen hätten. Für die müsste nun die Drogenszene als Sündenbock herhalten – so wie sie zuvor ihre Umsatzverluste auf das Stadtteilzentrum Rote Flora geschoben hätten.

Laut Haß hat sich die Situation für alle Geschäftsleute verbessert, seit die Süchtigen im Fixstern unter hygienischen Bedingungen Drogen spritzen können. Vorher hätten er und seine KollegInnen morgens zur Ladenöffnung zunächst „Gummihandschuhe überziehen und die Blutspritzer im Hauseingang entfernen müssen“. Das sei sehr viel seltener vorgekommen, seit die Süchtigen im Stadtteil einen Konsumraum haben.

Auch Gunhild Abigt vom Hotel Schanzenstern bestätigte, dass keine Junkies mehr in den 6. Stock des Hotels „in die dunkelsten Ecken“ gehen, um dort ihre Drogen zu spritzen. Und während die Betreiber des Kinos 3001 früher regelmäßig die Toiletten auf Verschmutzungen durch Drogenkonsum kontrollieren mussten, sagte Mitarbeiter Jens Meyer, sei das heute nicht mehr vonnöten.

Pastor Christian Arndt kündigte an, dass sich die umliegenden Kirchengemeinden nach der Sommerpause für den Erhalt des Fixstern einsetzen werden. „Wir gehen davon aus, dass sonst im Schanzenviertel wieder Menschen an Drogen sterben werden“, warnte der Pastor. Er wies darauf hin, dass die Stadt durch die Schließung der Drogeneinrichtung nicht einmal Kosten spart. Der Fixstern-Betreiber „freiraum“ habe ausgerechnet, dass die Stadt für die Abfindungen der MitarbeiterInnen und die Miete, die zunächst weiter anfallen wird, weiterhin zahlen muss: immerhin satte 220.000 Euro. ELKE SPANNER