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Archiv-Artikel

Donnerstags „Freitag“

Die Ost-West-Wochenzeitung erschien gestern erstmals im neuen Gewand. Und mit einem relaunchten Konzept

Von ROS

So, seit gestern ist donnerstags schon Freitag. Gewissermaßen. Denn bis dato erschien die alte Ost-West-Wochenzeitung Freitag am letzten Werktag der Woche, sie heißt ja auch wie selbiger, aber das ist nun passé. Jetzt liegt das Blatt bereits donnerstags am Kiosk, weil das ein typischer Kiosktag ist: Da erscheinen einige Blätter, der Stern etwa, die Bunte. Und auch die Helmut-Schmidt-Wochenzeitung Die Zeit.

Das drängt natürlich den Verdacht auf, dass der freitag, wie sich das Wochenblatt nun nennt, der Zeit ein bisschen Konkurrenz machen will. Aber dagegen hat sich Verleger Jakob Augstein frühzeitig verwehrt. Wäre auch anmaßend, nicht nur, weil der freitag dünner ist, der Anspruch ist auch ein anderer. So will das „Meinungsmedium“ vor allem die Verzahnung von Print und Online vorantreiben. Schreiben dürfen deshalb nicht nur Journalisten, sondern auch Leserinnen und Leser. Wenn es passt.

Die erste relaunchte Ausgabe kommt im Layout etwas frischer daher als vorher. Was aber nichts daran ändert, dass im freitag weiterhin das Blei die Bilder überwiegt. Lange Texte gab es in diesem Blatt immer schon.

Angesichts der Themenauswahl aber ist man manchmal etwas ratlos: Ein doppelseitiger Vorabdruck aus dem neuen Buch von Ex-Titanic-Chef Martin Sonneborn, der bekanntlich mit seiner „Partei“ den Wiederaufbau der Mauer fordert? Na ja. Sowieso findet sich einiges im freitag, was anderswo schon gestanden hat, zum Beispiel eine ganze Seite mit Feuilleton-Schnipseln anderer Zeitungen. Oder eine lange Geschichte über Schauspielerin Tilda Swinton, die man aus dem britischen Guardian übersetzt hat, wie es künftig häufiger passieren soll. Auf diese Kooperation ist Augstein besonders stolz.

Alles in allem ist die neue Ausgabe durchwachsen. Interessant zu beobachten wird sein, wie die Leser-Blatt-Bindung funktioniert. Und bei welcher Auflage sich der freitag einpendelt. Zuletzt verkaufte er noch 12.500 Exemplare. Gestern lagen 78.000 Stück an den Kiosken. ROS