unterm strich
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In Den Haag wird heute im Museum Mauritshuis eine Ausstellung über Hans Holbein den Jüngeren (1497/98–1543) eröffnet (Kritik folgt). Der in Augsburg geborene Künstler malte die geistigen und politischen Größen seiner Zeit, darunter Erasmus von Rotterdam und den englischen König Heinrich VIII. Museen aus Deutschland, England, den USA, Frankreich, Italien und Österreich haben dazu kostbare Gemälde und Zeichnungen aus ihrem Besitz zur Verfügung gestellt. Bis zu 150.000 Besucher aus ganz Europa werden erwartet. Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehört das Porträt des humanistischen Politikers Thomas Morus, der den Künstler am englischen Hof einführte. Holbein wurde ein gefragter Maler des Adels. Frits Duparc, Direktor des Museums, wählte aus der Sammlung der Queen 19 Leihgaben aus. Dabei stieß er auf das Porträt eines jungen Mannes. „Mein erster Eindruck war, was ist das für ein unglaublicher Schurke“, erinnert sich Duparc: eiskalte, gelbliche Augen, ein grausamer Zug um den Mund. Nachforschungen ergaben, dass dieser Richard Southwell tatsächlich ein gerissener Höfling war, der auch vor Mord nicht zurückschreckte. Was wäre es schön, wenn eine solche Kunst der Physiognomie uns auch noch heute gleich sagen würde, mit wem man es zu tun hat.