: Spielen für den Unterhalt
Nun offiziell: Marth-Productions und die Kammerphilharmonie werden die neuen Mieter des Waldau-Theaters
Am Anfang klingt alles nach einer Prise Standesamt. „Der Gläubigerausschuss hat einen Mietvertrag mit den Eheleuten Marth abgeschlossen“ sagte Detlef Stürmann gestern, erleichtert und feierlich. Stürmann ist Insolvenzverwalter des Waldau-Theaters, und das ist nun erst mal unter der Haube – womöglich nicht langfristig, zumindest aber für eine Vertragslaufzeit von zwei Jahren. Damit wurde offiziell, was schon seit ein paar Tagen bekannt ist: Susanne Marth, 42, und Klaus Marth, 47, werden mit ihrer Firma Marth-Productions neue Mieter des insolventen Waldau-Theaters. Dort werden sie unter dem Namen „Marth’s (im Waldau-Theater)“ ab 1. Oktober Programm machen (taz vom 26.7.).
Parallel dazu werden Stürmann und der Gläubigerausschuss sich weiter Gedanken machen über die Verwertung der Immobilie „Waldau-Theater“. Langfristig könne es möglicherweise auf einen Verkauf des Theaters hinauslaufen, so Stürmann. Nun habe man zunächst eine Lösung gefunden, die laufenden Unterhaltskosten für die Immobilie in Höhe von jährlich 150.000 Euro einzuspielen.
Neben Marth-Productions ist der zweite Mieter die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, die im Waldau-Theater ihre Proberäume hat. Was auch schon vor der Insolvenz so war – neu ist nun, dass die Kammerphilharmonie nicht mehr kostenlos dort proben darf, sondern Miete erhoben wird: Bis Ende dieses Jahres belaufe sich dieser Betrag auf 80.000 Euro, so der Sprecher der Kulturbehörde, Helge Rehders. Übernommen werden diese Kosten allerdings nicht von dem Orchester, sondern anteilig vom Kultur- und vom Wirtschaftssenator.
Für die Kammerphilharmonie ändert sich also nichts, völlig neue Zeiten allerdings brechen für den Theaterbetrieb im Waldau-Theater an. Im Gegensatz zur insolventen Waldau-Theater GmbH wollen Susanne und Klaus Marth ihren Spielbetrieb völlig ohne Zuschüsse aus öffentlichen Kassen organisieren. Mit „Idealismus, Einsatz und Engagement“ wolle man zeigen, dass „handwerklich gut gemachtes und unterhaltsames Theater nicht immer viel Geld kosten muss“, so Klaus Marth. Erst kommendes Frühjahr, so Susanne Marth, wolle man Fördermöglichkeiten durch die Kulturbehörde eruieren – „wir sind wild entschlossen, erst mal was vorzuweisen“.
Die finanzielle Eigenständigkeit des Marth-Production-Konzepts war dann auch das zentrale Argument für den Gläubigerausschuss, die Immobilie an das Ehepaar Marth zu vermieten. Stürmann: „Es sind in nächster Zeit keine Zuschüsse von der Stadt zu erwarten.“ Allerdings wird es „dort, wo es ein sinnvolles Konzept gibt, sicher auch die Bereitschaft geben, unterstützend tätig zu werden“, so die Vorsitzende der Kulturdeputation, Carmen Emigholz (SPD). Die Förderung müsse sich jedoch auf einzelne Projekte beziehen, die auf der Grundlage eines privatwirtschaftlichen Trägermodells entstünden. Klaus Irler