: Weltweit erstes Graskraftwerk in Konkurs
Weil die Anlage nur 50 Prozent ihrer Sollleistung erbrachte, ging dem Betreiber das Geld aus. Abbau wahrscheinlich
FREIBURG taz ■ Keine zwei Jahre nach dem Start des international beachteten Projektes ging der Betreibergesellschaft, der Bioenergie Schaffhausen AG, jetzt das Geld aus. „Die Anlage brachte nur 50 Prozent ihrer Sollleistung“, begründet Hermann Sieber vom Gesellschafter Genossenschaftsverband Schaffhausen. Dennoch glaubt Sieber, dass das Verfahren zur Stromgewinnung aus Gras sich bewährt hat – nur nicht optimal umgesetzt wurde.
Die Technik ist nicht trivial, da das Kraftwerk (auch Bioraffinerie genannt) aus Gras neben Strom und Wärme auch Proteine und nutzbare Fasern gewinnen sollte. Das Verfahren erwies sich zwar grundsätzlich als geeignet, doch zeigte sich bald, dass die Anlage „nur ein Funktionsmodell“ war, wie Sieber sagt. Von einer Serienanlage sei sie noch weit entfernt gewesen. Würde man anhand der gewonnenen Erkenntnisse die Anlage in weiten Teilen neu gestalten, hatte das Verfahren gute Erfolgschancen, so Sieber. Ein Umbau der Anlage sei jedoch kaum möglich. „Vermutlich bleibt nur Abriss.“
Auch der Entwickler der Anlage, die 2B AG, glaubt weiterhin, dass sie langfristig kostendeckend zu betreiben ist. Selbst die Pilotanlage in Schaffhausen sei mit frischem Kapital flott zu kriegen gewesen, glaubt B2-Geschäftsführer Michael Gass: „Wir hätten jemanden gebraucht, der für zwei Jahre die Anlaufverluste von bis 300.000 Franken jährlich trägt, dann wären wir in die schwarzen Zahlen gekommen.“ Sein Fazit: „Das Projekt war unterfinanziert.“ Dass nun noch ein Investor einsteigt, sei „wenig realistisch“, da nach dem Fehlschlag sich keiner mehr an die Technik herantraue. Auch geplante Nachfolgeprojekte in Deutschland liegen derzeit auf Eis. BERNWARD JANZING