kabinenpredigt : Frauenförderung der falschen Art
Meist werden Sportverbände patriarchalisch geführt. Aber die Frauenförderung steht derzeit unter deren Funktionären hoch im Kurs. So wurde der Landessportbund Berlin (LSB) von seinem Dachverband, dem Deutschen Olympischen Sportbund, für eine vorbildliche Kampagne gelobt, mit der Frauen dazu bewegt werden sollen, in Vereine einzutreten.
An sich ist das gewiss lobenswert. Nur hätte man dem LSB vielleicht raten sollen, die Motive seines Engagement nicht allzu transparent darzustellen. „Warum diese Aktion“, fragt der LSB rhetorisch und liefert sogleich die Antwort: Der Landessportbund habe 550.000 Mitglieder, von denen nur 199.500 Frauen seien. Wenn man nun mehr Frauen gewinnen könne, würden sich nicht nur die Schatzmeister der Vereine freuen, sondern man könnte auch auf mehr ehrenamtliche Helfer zurückgreifen. Um es etwas salopper zu formulieren: Frauen bringen nicht nur Knete, sie würden ja auch umsonst arbeiten. Was spricht da noch gegen Frauenförderung?
Zudem, so der LSB, würde man dadurch mehr Einfluss-, Gestaltungs- und Mitsprachemöglichkeiten haben – der Sport in der Gesellschaft wohlgemerkt, nicht die Frauen in den Sportverbänden. Zumindest hat der LSB diese Möglichkeit in seiner Erklärung nicht in Betracht gezogen.
Auch beim hiesigen Fußballbundesligisten bemüht man sich um Aufgeschlossenheit. „Natürlich arbeiten auch Frauen bei Hertha BSC“, unterstreicht die eigens für Frauen gemachte Website „Herthafreundin“ und stellt ebendort zwei Praktikaninnen vor. Vergangene Woche hat Manager Dieter Hoeneß gar einen Kooperationsvertrag mit der Frauenabteilung des 1. FC Lübars unterschrieben. Sollten die Fußballerinnen bald in die zweite Liga aufsteigen, dann dürften sie unter dem Namen von Hertha BSC antreten. Ein Angebot, das der 1. FC Lübars der materiellen und personellen Unterstützung wegen nicht ausschlagen wollte.
Und wie die Internetschreiber von Hertha herausstellten, hat sich Männercoach Lucien Favre mit der Bemerkung, „das Niveau ist erstaunlich hoch, in der ganzen Welt wird Frauenfußball gespielt“ als „wahrer Frauenfußballexperte“ erwiesen. JOHANNES KOPP