Konservativer Bush-intimus mit agentenvita

Porter Goss, der designierte neue chef des US-geheimdienstes CIA, ist ein enger freund des präsidenten

Kaum hatte US-präsident George W. Bush den abgeordneten Porter Goss zum neuen CIA-chef ernannt, hagelte es schon kritik der demokraten. Klar, die demokraten sind immer noch angesäuert, weil Goss die außenpolitischen vorstellungen ihres präsidentschaftskandidaten John Kerry als „unrealistisch und gefährlich naiv“ bezeichnete. Und so einer wird jetzt chef des umstrittenen geheimdienstes.

Was die demokraten vor allem anzweifeln, ist die unabhängigkeit des kongressabgeordneten aus Florida. Dessen enge freundschaft zum US-präsidenten ist bekannt. Bush hatte Goss vor zwei jahren überredet, sich noch nicht aus dem kongress zu verabschieden. Und war es nicht Goss, der sich als vorsitzender des geheimdienstausschusses im terrorbericht dem Weißen Haus beugte und unappetitliche stellen als „geheim“ schwärzen ließ? Erst später kam deshalb heraus, dass die CIA Bush per notiz am 6. august 2001 warnte, Ussama Bin Laden sei „entschlossen, in den USA zuzuschlagen“. Schon drohen die demokraten, die senatsanhörung von Goss im spätsommer zum „referendum über die CIA“ zu machen – und eben über Bushs verfehlungen.

Dabei sind Goss' kenntnisse und fähigkeiten selbst unter demokraten anerkannt. Der 65-jährige kennt sein künftiges metier: Goss, sohn eines verkaufsleiters einer metallfabrik in Connecticut, ging nach seinem abschluss an der eliteuniversität Yale zur CIA. Erste station: in Miami, Florida, 1962, zu beginn der Kuba-krise, hat er fotos ausgewertet. Doch ansonsten schweigt er über sein wirken als schlapphut. Einsätze in Haiti, der Dominikanischen Repulik, Mexiko und westeuropa folgten, ehe er 1970 wegen einer lebensgefährlichen infektion den dienst quittierte.

Er ließ sich nieder in Florida, auf Sanibel Island, einer ruhestätte für in die jahre gekommene exspione, wo er „ein völlig neues leben begann“, wie er einmal sagte. Ein neues leben, das ihn in den journalismus führte (er gründete eine wochenzeitung) und danach in die politik. 1974 wurde er bürgermeister von Sanibel, 14 jahre danach gelang ihm die wahl ins repräsentantenhaus in washington.

Der geheimdienst war dabei teil seiner politischen arbeit: Seit 1997 war er vorsitzender des geheimdienstausschusses im repräsentantenhaus. Mit dem demokratischen senator Bob Graham, damals chef des geheimdienstausschusses des senats, leitete er die Congress-untersuchung der anschläge vom 11. September 2001, die der arbeit der unabhängigen 9/11-kommission vorausging. Goss und Graham kritisierten in ihrem terrorbericht „zahlreiche fehleinschätzungen“ des geheimdienstes vor den attacken. Die behörde drohe zudem zu einer bürokratie zu verkommen, ohne „den geringsten erfolg“.

Jetzt kann Goss die mängel persönlich abstellen. Doch er sagte auch: „Wir können es uns nicht leisten, blind oder in unnötiger hast änderungen vorzunehmen.“ Das nährt die zweifel, ob er die reformen auch bewerkstelligt. THILO KNOTT