: Geld und Ruhm für den neuen Rußfilter
Entwickler eines nachrüstbaren Dieselrußfilters gewinnt Europas höchstdotierten Umweltpreis. Signal an Industrie
BERLIN taz ■ Dieselruß verursacht Krebs. Trotzdem weigerte sich die Autoindustrie lange, Dieselrußfilter serienmäßig in ihre Fahrzeuge einzubauen. Mal war die Technik noch nicht ausgereift, mal war sie zu teuer.
Diese Argumente hat der mittelständische Unternehmer Hermann Josef Schulte nun widerlegt. Für seinen neuartigen Dieselrußfilter wurde der 56-jährige Erfinder aus Menden mit dem deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Den mit 500.000 Euro dotierten Preis teilt sich Schulte mit dem Physikprofessor Claus Mattheck. Dieser hat untersucht, was äußere Merkmale, wie Rinde oder Astformen, über die Gesundheit von Bäumen aussagen. Mit den Erkenntnissen könnte zum Beispiel falsche Baumpflege in Städten vermieden werden.
Der Deutsche Umweltpreis ist die höchstdotierte Auszeichnung ihrer Art in Europa. Seit 1993 wird er jährlich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt verliehen. Eine 14-köpfige Jury sowie das Stiftungskuratorium wählten Schultes Entwicklung aus fast 100 Bewerbungen aus. Schultes Filter ist aus Metall. Dadurch ist er nicht nur langlebiger als herkömmliche Keramikmodelle, sondern kann auch wiederverwertet werden, statt anschließend auf den Sondermüll zu wandern. Er filtert mindestens 97 Prozent des Rußes aus dem Abgas und erhöht auch den Spritverbrauch nicht.
Schulte beschäftigt sich schon seit langem mit der Abgasbegrenzung. Bereits in den Achtzigern entwickelte er Nachrüstkatalysatoren für Benzinmotoren. Die damalige kontroverse Diskussion zwischen Autoindustrie und Umweltschützern erinnert nicht von ungefähr an die aktuelle Auseinandersetzung um den Dieselrußfilter. Der Preis ist auch eine Auszeichnung für Schultes Lebensleistung. „Damals hat Schulte gesiegt“, sagt Kuratoriumsmitglied Reinhard Loske, Fraktionsvize der Grünen im Bundestag. „Beim Dieselrußfilter wird das ganz ähnlich enden.“
Die Preisträger wurden dem Kuratorium bereits vor mehreren Monaten vorgeschlagen. Die aktuelle Debatte habe dem Kuratorium aber seine Entscheidung erleichtert, so Loske. „Es ist auch ein politisches Signal“, sagt Professor Martin Jänicke, Leiter der Forschungsstelle für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin und ebenfalls Mitglied des Kuratoriums.
Hoffentlich versteht die Industrie dieses Signal. Dann könnten auch die Vorteile des Diesels, sein geringerer Ausstoß von Kohlendioxid und Verbrauch, gefahrlos genutzt werden. MATTHIAS ANDREAE