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Archiv-Artikel

CDU-Schöngeist eifert Ziehvater nach

Die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: Frankophiler Konservativer will in Krefeld regieren

Krefeld?240.000 Einwohner, satte 13 Prozent Arbeitslosigkeit und immer Ärger mit den rheinischen Nachbarn. Ein Beispiel: Ganze Stadtteile klagen seit Ende 2003 über Schlafmangel, weil die nördliche Abflugroute des Flughafen Düsseldorf quer durch den Westen und Süden Krefelds liegt. Auch wirtschaftlich wird in diesen Tagen laut Klage geführt in der Samt- und Seiden-Stadt: Die Textilkrise erreichte jetzt auch die über 100 Jahre alte Tuchweberei Lethen. Grund für das drohende Ende der Firma ist starke asiatische Konkurrenz. Die verbliebenen 65 Mitarbeiter bekommen einen Sozialplan. Die Maschinen werden nach China verkauft.Wer hat was zu verlieren?Die CDU ihre absolute Mehrheit. Bei der Europawahl sackten die Konservativen um 5,3 Prozent auf 44 Prozent ab. Die FDP möchte Koalitionspartner werden.Wer regiert im Rathaus?CDU-Oberbürgermeister Dieter Pützhofen, 62, tritt nach einer langen politischen Laufbahn nicht wieder an. Karrierist Pützhofen, der in den 1980er Jahren Gegenspieler von CDU-Landeschef Kurt Biedenkopf war, wirkte in dem Kommunalamt nie glücklich. Zuletzt scheiterte seine umstrittene Großvision eines Disneyland-mäßigen Freizeitparks am am Desinteresse des US-Investors Universal.Wer will da rein?Für die CDU will der 41-jährige Uerdinger Gregor Kathstede das Rathaus verteidigen. Der Ex-Mitarbeiter von OB Pützhofen will seinem Ziehvater nacheifern. Aus der polyglotten Vita des frankophilen Schöngeistes: „Der französische Staat machte mir ein Geschenk fürs Leben: ein Stipendium für das Studium französischer Literatur und Sprache an der Universität der schönen Stadt Nantes.“ Für die Grünen tritt der persönliche Referent von NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn, Ex-DGB-Jugendaktivist und gelernte Post-Werker Harry von Bargen an. Das Öko-Wahlkampfmotto der Grünen heißt ernsthaft „Kräh-feld!“Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?Weiter Widerstand gegen den „Eisernen Rhein“, den Schienenweg von Antwerpen ins Ruhrgebiet. Noch-OB Pützhofen ist vorn dabei und hat sich unlängst in einem Schreiben an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse gegen die Reaktivierung der Strecke ausgesprochen. Er fordert wie zahlreiche Anwohner eine Streichung der Trasse aus dem Bundesverkehrswegeplan.Die taz-Prognose?Der KFC Uerdingen wird auch in dieser Legislaturperiode nicht den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga schaffen. M. TEIGELER