: Montag ist Elterntag
Nach einer Woche Montagsdemo hat der PDS-Vorsitzende Stefan Liebich genug: Er trifft sich mit seinen Eltern. Bleibt die Frage: Wer kommt trotzdem? Klar ist bislang nur: Die MLPD bleibt draußen
VON FELIX WADEWITZ
Auf die Anwesenheit von Stefan Liebich müssen die Montagsdemonstranten heute verzichten. Der PDS-Chef trifft sich mit seinen Eltern. Die bange Frage für die Organisatoren: Ist Liebich ein Einzelfall, oder werden mit ihm ein paar tausende die Veranstaltung schwänzen?
„Wenn es nicht regnet, kommen genauso viele Leute wie letztes Mal“, hofft Sascha Kimpel, Sprecher der Organisatoren. „Die Regierung schafft mit ihrer Info-Offensive die Bedenken der Menschen ja nicht aus der Welt.“ Vergangenen Montag waren 15.000 Menschen mitgelaufen. Dabei offenbarte sich auch die Spaltung der Organisatoren. Während sich das „Berliner Bündnis Montagsdemo gegen Agenda 2010“ der Marxistisch-Leninistischen-Partei (MLPD) und weiterer Splittergruppen auf dem Alexanderplatz versammelte und anschließend zur SPD-Zentrale marschierte, lag der Startpunkt des „Aktionsbündnisses Montagsdemonstration – Weg mit Hartz IV“ von PDS, Attac, IG Metall und Ver.di vor dem Roten Rathaus. Von da aus ging es dann vor die Parteizentrale der Grünen. Die meisten Leute bekamen von dieser Spaltung aber nichts mit – und liefen einfach einem der beiden Bündnisse hinterher. Sie bescherten der MLPD auf diese Weise mehrere tausend Teilnehmer.
Heute haben beide Gruppen dasselbe Ziel: die SPD-Zentrale. Allerdings darf nur das Aktionsbündnis seine Abschlussveranstaltung vor dem Willy-Brandt-Haus abhalten. Das Berliner Bündnis mit der MLPD hat die Auflage erhalten, an der Möckernbrücke beziehungsweise am Halleschen Tor Halt zu machen. Beide Gruppen signalisieren zwar Gesprächsbereitschaft, die Proteste zusammenzulegen. Konkrete Schritte blieben bis heute aber aus. „Die MLPDler sind nicht bündnisfähig“, findet Aktionsbündnis-Sprecher Sascha Kimpel. „Wir bringen die meisten Leute auf die Straße, also müssen die sich auf uns zubewegen.“
Eines ist sicher: Heute werden mehr Leute auf der Straße sein als am Freitag bei den Protesten gegen die Geburtstagssause von McKinsey. Lauthals hatten Attac und andere Gruppen die „Stürmung des Buffets“ und eine Blockade des Palasts der Republik angekündigt. Zur Protestaktion kamen – über den ganzen Tag verteilt – aber gerade mal hundert Leute. Am Nachmittag scharte sich ein Grüppchen um den FU-Professor Peter Grottian an der Neuen Wache und versuchte, den vorbeiflanierenden Beratern ein schlechtes Gewissen zu machen. „Die Empörung haben wir rübergebracht“, glaubt Michael Zander vom Berliner Sozialbündnis. „Es war eine kleine, aber feine Aktion: Immerhin haben wir viele Passanten auf McKinseys Rolle beim Sozialabbau aufmerksam gemacht.“
Am Abend froren die Demonstranten dann auf dem Schlossplatz – umzingelt von einer Hundertschaft Polizisten. Zuvor hatten die Aktivisten versucht, in eines der gemieteten Gebäude einzudringen. Die Aktion scheiterte an der Polizei, die an diesem Abend nichts anbrennen ließ. McKinsey feierte ungestört weiter. Das der Misserfolg der heutigen Demonstration einen Dämpfer verpassen könnte, glauben die Organisatoren nicht. Viele der Montagsprotestierer könnten nicht für solche Aktionen gewonnen werden. Dafür sei die Klientel zu unterschiedlich, sagte Aktionsbündnis-Sprecher Sascha Kimpel.
Wie viele hofft Kimpel nun auf den 2. und 3. Oktober. Dann wird es die erste bundesweite Montragsdemonstration geben und einen Protesttag am Tag der Deutschen Einheit – in Berlin natürlich. Darauf haben sich am Wochenende die Organisatoren der Proteste in Berlin und Leipzig geeinigt. Vielleicht kann auch Stefan Liebich seinen Elternbesuch dann verschieben.