: Vorauseilender Medaillengehorsam
betr.: „Pferde: 2, Männer: 0“, tazzwei vom 28. 8. 04
Mich stört an den Medaillenspiegeln auch der saudumme Bewertungsmaßstab, nach dem ein Team mit 1 x Gold erfolgreicher dasteht als ein Team mit 50 x Silber. Besser ist es, den Gesamterfolg eines Teams mit 1 x Gold = 2 x Silber = 3 x Bronze = 4 x 4. Platz etc. zu bewerten. Diese Bewertung berücksichtigt alle Platzierungen, ist also kein Medaillenspiegel, sondern ein solides Erfolgsmaß. Mit etwas Einfallsreichtum (Blech-, Holz-, Jute-Medaille) lässt sich daraus aber auch wieder ein Medaillenspiegel machen.
PETER MAAS, Aachen
betr.: „Das ist doch kein Sport mehr“, taz vom 28. 8. 04
Ich bin froh, dass Sie sich ausführliche Gedanken zur Olympiaübertragung von ARD und ZDF gemacht haben. Deren „Berichterstattung“ war tatsächlich eine einzige Farce im wortwörtlichsten Sinn der Verwurstung sportlicher Hoch- und Höchstleistungen.
[…] Das lag vornehmlich an Wolf-Dieter Poschman, Michael Steinbrecher, Michael Antwerpes und Frau Sportschau. Diese vier „Moderatoren“ nötigten die Sportler, die Reporter vor Ort und mich mit jeder ihrer üblen Einspeichelungen. Ob nassforschfrech (Poschmann), vorauseilend medaillengehorsam (Steinbrecher), sportsakkoverkäuflich (Antwerpes) oder heuchlerisch begeistert (Frau Sportschau) – noch nie waren Ankündigungen so durch und durch gemein und für alle nur stimmungsvergiftend. Deshalb möchte ich Sie und Ihre Kollegen auffordern, ein unerbittliches „J’accuse“ zu verfassen, in dem diese Lächerlichmachung, Entwürdigung und damit völlige Zerstörung olympischer Fernseh-Spiele zur Sprache kommt. Es darf nicht sein, dass Sportübertragungen noch einmal zu puren Medaillen-, Sensations- und Nationalpropagandasendungen umstrukturiert werden.
Ich habe den Verdacht, dass diese ARD/ZDF-Olympiaspiele und das, was sie „ausstrahlten“, im Grunde nur die tagtäglichen Lebenslügen, den gnadenlosen Habitus und die Erbärmlichkeit öffentlich-rechtlicher Chefsportreporter ans Licht bringen. Ich bin schockiert, angewidert und stinksauer. […] Sie müssen anklagen, und zwar in ganz großem Stil. Bitte! HOLGER H. FATH, Köln
Dies hier ist einfach nur ein Dankeschön für den Artikel über die öffentlich-rechtliche Olympia-Berichterstattung. Anfügen möchte ich noch die großartigen „witzig, spritzig, hach sind wir komisch“-aufgezogenen Berichte über unsere ringenden, schwingenden und stemmenden Olympionikinnen: 1. Die männlichen Pendants sind auch nicht weniger füllig, 2. Sportlerinnen sind nicht für eure visuelle Befriedigung geschaffen worden, und 3. ja, Herr Kerner, warum nicht rhythmische Sportgymnastik für Männer?
Mann, Mann, Mann! Lasst euren Chauvinismus bei der Sportberichterstattung doch bitte zu Hause. B. LANGENECK, Hamburg
Die seit dem Beginn der Olympischen Spiele 2004 täglich zu verfolgenden Berichterstattungen wurden überschattet von einer nicht zu überhörenden Gold-Geilheit und gleichzeitig unübertroffenen Berichtbestattungen für viele Sportler.
[…] Was bringt es uns, wenn wider besseres Wissen nur noch Ellenbogen zählen; wo eine Teilnahme an Olympischen Spielen gar nicht mehr erwähnenswert ist, sondern nur noch Edelmetall zählt? Vielleicht entscheidet momentan die Edelmetallposition in der Rangliste der besten Nationen, aber mit Sportsgeist betrachtet: Hatten die Spiele da nicht eine andere Aussage? Der Teamgeist der deutschen Sportler wurde oft genug gelobt, wenn nach Medaillen-armen Tagen wieder die Siegertreppchen erklommen wurden. Ich vermisse den Teamgeist der Reporter.
Sie standen dieser Tage im Mittelpunkt des Geschehens und sie sind es auch, welche die Geschehnisse mit ihren Aussagen lenkten. Zu oft mischten sie persönliche, wertende Aussagen hinein, die weit abrückten von einer gelungenen, objektiven Berichterstattung. […]
CLEMENS ROHRBACH, Wettenberg
Siegen lernen heißt von den USA lernen, jedenfalls in der Sport- und Bildungsförderung sowie in der Steuergesetzgebung für ausreichende Finanzierung, zu der auch das große Kapital herangezogen wird. Ansonsten ist es erstaunlich, wie viele Sportler doch in der Lage sind, Training und Wettkämpfe noch hineinzuquetschen zwischen all die Termine beim Piercer, Tätowierer, Nagelstudio, Hairstylist, Nahrungsergänzungs-Shop und Vertragspoker mit attraktiven Sponsoren. NORFRAN SCHAAF, Koblenz
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