Zwangsarbeit versus Kunst

Bald eröffnet in Berlin die umstrittene Ausstellung der Flick-Collection. Eine Veranstaltung will nun mit Flick-Zwangsarbeiterinnen ins Gespräch kommen

Die Diskussionen um die umstrittene Ausstellung der „Friedrich Christian Flick Collection“ werden um einen Aspekt erweitert: die Sicht der Zwangsarbeiterinnen, die während der Nazizeit in den Fabriken des Flick-Konzerns unter schlimmsten Bedingungen schufteten, wird erfragt. Die Veranstaltung am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität findet am 20. September, und damit zwei Tage vor der Eröffnung der Flick-Collection, statt.

Organisiert wird das Treffen der Zeitzeuginnen an der FU zusammen mit dem Frankfurter Fritz Bauer Institut, einem Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Es sei bezeichnend, so dessen Direktor Micha Brumlik, dass es bisher niemand für nötig hielt, die Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen. Geschätzt wird, dass bis zu 60.000 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in den Sprengstofffabriken des Flick-Konzerns, einem der wichtigsten Rüstungslieferanten der Nazis, auf schlimmste Weise ausgebeutet wurden.

Die Diskussion um die gesellschaftliche Verantwortung der Flick-Vergangenheit ist aktuell, seit Mick Flick, der Enkel des nazitreuen Industriellen, für 2.500 Werke seiner Kunstsammlung einen Ort sucht, wo diese gezeigt werden können. Nachdem Zürich das Angebot aufgrund der alten Nazi-Verstrickungen ablehnte, bot er sie Berlin an. Hier griff man zu.

Die Frage, die seither in der Hauptstadt diskutiert wird: Können die Flick-Erben mit dem ihnen zugefallenen Vermögen machen, was sie wollen? Christian Friedrich Flick heizte den Streit darüber zusätzlich an, weil er bisher nicht bereit war, Entschädigung in die NS-Zwangsarbeiter-Stiftung einzuzahlen.

Wie brisant das Thema ist, zeigt die Reaktion des Zentralrats der Juden. Einige Mitglieder haben den Vorwurf erhoben, die Sammlung sei mit dem „Blutgeld“ aus dem Flick-Vermögen der NS-Zeit bezahlt worden. An dieser Stelle will die Veranstaltung ansetzen. Durch die Berichte der Frauen solle anschaulicher werden, was Zwangsarbeit wirklich heißt, meint Brumlik. WS