autowaschen mit vati von PETER KÖHLER (11)
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Einmal in der Woche ist immer Wochenende. Sobald der Mittagsimbiss runter ist, macht Vati das, was er mit Mama am liebsten tut. Er murmelt zu ihr: „Ich geh raus. Das Auto!“ Nun wird die Familienkutsche schön eingeweicht und dann mit vereinten Kräften feste abgeschrubbt, wo alle Kinder gerne mithelfen, ob sie wollen oder nicht.

Vati macht natürlich auch innen alles beinah sauber, indem er die Fußmatten rausnimmt und kräftig ausschüttelt. Plötzlich faucht er den Ältesten mit einer Backpfeife an: „Hornochse! Das Auto ist ja ganz staubig! Pass doch auf, du Schmutzfink! Jetzt wäschst du das alles noch mal. So!“ Der Älteste kneift seinem nächstbesten Bruder einen saftigen Nasenstüber in den Hintern und drückt ihm den Schwamm in die Vorderpfote: „Los, noch mal waschen! Und dann polierst du alles!“

Während danach geschmirgelt wird, damit die Rostflecken dem Lack Lebewohl sagen, stülpt sich Vati schon bald unter die Motorhaube. „Wie sieht das denn hier aus! Wie bei Hempels unter dem Sofa!“ Er macht kräftig Schimpfe mit den Kindern. „Aber da können wir doch nichts für! Du warst doch selber letztes Wochenende da dran, wie immer!“ – „Haltet den Mund! Dreckspatzen!“ Dann putzt Papa den Motor rein, bis er blitzblank gewienert ist, und er glänzt dabei wie seine Speckschwarte vor Anstrengung. Der Mutti, die gerade zum Kaffeetrinken-Rufen kommt, sagt er: „Ich komme gleich!“ Mutti weiß, dass sie genauso gut zum Kaffeetrinken-Rufen gar nicht hätte kommen brauchen. Papi muss jetzt nämlich vom Öl nachschmecken und die prima Bremsflüssigkeit kosten und lässt endlich sein Wasser in den Kühler rieseln, bis alles tipptopp ist.

„Jetzt ist alles tipptopp!“, ruft Vati und reibt sich gut gelaunt am … Deshalb kriecht er jetzt nur noch mal so unter den Unterboden, um zu gucken. „Reich mir mal die Knochenzange!“ – „Wo is’n die?“ – „Frag nicht so blöd! Die Knochenzange!“ – „Ich find sie nicht!“ – „Dann sperr die Augen auf!“ Nach einer blöden halben Stunde hat Vater kochrot selber überall in der Scheißgarage und im ganzen Hobbykeller gekramt und endlich das verfluchte Idiotenteil gefunden. Es war in seiner Arschtasche. „Wenn man nicht alles selber macht!“, rempelt er vor Wut eins seiner Kinder gegen die Kellertür, wo es ganz schön aua scheppert.

Inzwischen hat der Wagenheber nachgegeben und den Jüngsten mit seiner Holzlok unter dem Auto begraben. Vater ist total außer sich. „Passt denn hier niemand auf mein Auto auf?“ Leiser: „Wenn das die Nachbarn gesehen haben!“ Er stemmt die Karre von neuem hoch und macht jetzt erst mal klar Schiff mit dem Unterboden. Natürlich wischt er auch das Blut hübsch vom Gestänge. „Feierabend!“, freut er sich dann zu Recht, räumt das Kind in die Ecke, wo auch die anderen Sachen hinkommen, und stiefelt zufrieden und mit der Welt versöhnt ins Haus zurück.

„Zieh dir erst mal was Sauberes an, Männe!“, empfängt ihn die Mama.

Dann setzt sich Papa an den Tisch. „Der Kaffee ist kalt, Mutti! Sag mal, was machst du eigentlich den ganzen Tag?!“