schnittplatz
: Die „Rundschau“ reloaded!

Da liegt sie nun und sieht ein bisschen aus wie das Handelsblatt. Mehr als ein bisschen. Die Frankfurter Rundschau, relaunched. Dass das krisengeschüttelte Traditionsblatt eine Lifting nötig hatte, konnten zuletzt wohl auch die Gutmeinendsten nicht mehr bestreiten: Die Sechzigerjahre atmeten aus jeder Zeile, meinten die Kritiker. Nein, die Achtziger, war die auch nicht viel weiter helfende Antwort der Freunde.

All dies, wohlgemerkt, bezog nicht allein auf das Erscheinungsbild. Sondern auch auf die Inhalte, wobei im Ressort Kultur und auf der Medienseite der Aufbruch schon vor dem Neuanfang spürbar war. Die erste Ausgabe ist nun verdammt übersichtlich. Und fast schon ein bisschen matt. So übersichtlich, dass sich bei den zahlreichen und prominenten Interviews die Fragen kaum von den Antworten abheben. Und so matt, dass vom durchdringenden Rundschau-Grün, von wenigen Ausnahmen wie dem Balken auf der Titelseite abgesehen, nur noch ein hellgrüner Schein übrig bleibt. Der zieht sich durchs ganze solide gemachte Blatt. Inhaltlich jedenfalls ist der überwiegende Teil der Rundschau ganz der Alte geblieben. Solide. Und irgendwie ein bisschen langweilig.

Ganz neu sollte dagegen ja das „FR plus“ werden, die neue Zeitung in der Zeitung: Jeden Tag wird ein bestimmter Bereich verhandelt. Zum Auftakt gab’s Bildung und Wissenschaft. Doch leider, leider sieht das Ganze aus wie ein paar angehängte Themenseiten. Nein, der ganz große Wurf ist das nicht. Dabei machen doch die britischen Blätter, allen voran der liberale Guardian, der bei der Entwicklung der „FR plus“ Pate stand, vor, wie es geht: möglichst ein anderes Format als das Hauptblatt, auf jeden Fall aber eine Titelseite mit eigener Handschrift. Und dann bitte nicht nur eine Abwurfstelle für thematisch passende Artikel. Sondern Kolumnen, Kommentare, neue Zugänge zu Bildung und Wissenschaft hätten sollen sein. Und ein eigenes Layout, nicht die Fortsetzung des vorderen Teils mit exakt denselben Mitteln. Aber das kann ja noch werden. Und irgendwann kommt bestimmt auch das frische Grün nicht mehr ganz so matt daher. Rundschau, bitte, bitte durchhalten! STEFFEN GRIMBERG