: berliner szenen Der Regalmeister tanzt
Gala mit Feueralarm
Es ist immer schön, wenn zu einer Veranstaltung mit einem klaren Glücksversprechen und nicht mit selbstreferenziellen Geheimcodes geladen wird. Eine „Gala“, bei der „Star DJs“ für Unterhaltung sorgen, soll den vierten Geburtstag der Mitte-Institution Möbel Horzon begleiten. Warum kleckern, wenn man klotzen kann. Schließlich hat Horzon den Menschen viel gegeben: ein Regal zum Beispiel, gegen das Ikea-Billy ornamental wirkt; oder einen aus zwei Riesenregalen bestehenden Entwurf für den Wiederaufbau des WTC.
Dementsprechend wird Andrang simuliert. Nicht alle sind Freunde – und müssen entsprechend lange auf der Chausseestraße stehen. Na ja, man kann ja mal für den Winter üben. Der Türsteher macht auf Dienstleister: „Drinnen ist es unglaublich voll, die Leute beschweren sich schon.“ Tun sie natürlich nicht, es ist ja auch nur mäßig voll. Dafür ist die Luft voller Qualm und ohne Sauerstoff – aber nicht mal darüber beschweren sich die Menschen. Ein Belüftungssystem hat dieser Neubaukeller offensichtlich nicht. Dafür aber einen Rauchmelder.
Der geht auch prompt los, und niemand kann ihn ausstellen. Ein paar empfindliche Menschen halten sich die Ohren zu. Dabei ist die unter der Sirene liegende Musik wirklich gut. Die meisten stört das Signal auch nicht. Nach 15 Minuten beginnen die Ersten, der Feueralarmmelodie mit rhythmischen Oberkörperbewegungen zu folgen. Damit keiner vergisst, dass der Veranstaltungsort der Gala mal eine Tiefgarage werden sollte, stellt der Lichtmeister öfter von freundlichem Rot auf fiesestes Neonlicht um. Oben auf der Straße, ein paar Häuser weiter, sucht ein verwirrter Feuerwehrmann mit Riesenhelm derweil seinen Einsatzort.
STEPHANIE GRIMM