: Aller Anfang ist Arbeit
Das „Kleine Fernsehspiel“ erobert zum Geburtstag das 49. Leipziger Dokfilmfestival
LEIPZIG taz ■ Es ist doch immer wieder lustig, den Berührungsängsten der großaltehrwürdigen Filmfestivals mit dem Massenmedium Fernsehen beizuwohnen. Hier das eben gestartete 46. Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm mit dem hehren Blick fürs Kulturgut Film. Und da das „Kleine Fernsehspiel“ des ZDF mit – nun ja: dem hehren Blick fürs Kulturgut Film im Fernsehen. Alle sieben kleinen Fernsehspiele zum Thema „Absolute Beginner – der erste Job“ zeigt das Leipziger Dokfestival in diesem Jahr. Nicht im Wettbewerb, aber immerhin als eigene Reihe.
Denn auch das ist die überwiegend als Kaderschmiede für den fiktionalen Filmnachwuchs wahrgenommene Kleine-Fernsehspiel-Redaktion: ein Tummelplatz für dokumentarische Talente. Seit den Anfängen 1963 schon, aber eben immer im Schatten der Fiction. „Am Anfang stand die Feststellung eines gewissen Mangels“, formulierte denn auch die stellvertretende Redaktionsleiterin Claudia Tronnier am Mittwoch bei der Vorstellung der „Absoluten Beginner“ in Leipzig. Erstmals ist für diese Reihe über den Berufseinstieg junger Menschen eine Ausschreibung erfolgt: 177 Vorschläge erreichten das ZDF, 7 Filme wurden schließlich gedreht. Milieustudien allesamt, auf der einen Seite Ursula Grubers Porträt junger Ostdeutscher, die sich auf der Jagd nach einer in den neuen Ländern kaum zu findenen Lehrstelle in Münchner Caritas-Wohnheimen wiederfinden („Westwärts“), oder Barbara Toennieshens „Fremde Zukunft“, der die behutsame Annäherung an die oft verschlossene Welt junger Russlanddeutscher in der von so vielen Hoffnungen verklärten, kalten zweiten Heimat zeigt. Auf der vermeintlich sonnigeren Seite des Lebens spielen z. B. Britt Beyers „Der junge Herr Bürgermeister“ über den 23-jährigen Chef des sächsischen Fleckens Oberlichtenau, Marc Bauders entlarvendes Unternehmensberater-Poträt „Grow or go – die Architekten des Global Village“ oder Andreas Pichlers schonungsloser Blick in ein international besetztes Call-Center in Amsterdam („Call me Babylon“). Doch auch hier bleiben am Ende eher Einblicke in die Abgründe der neuen Arbeitswelt.
Ein bisschen über die eigene Arbeit reflektiert übrigens auch das „Kleine Fernsehspiel“ selbst: Ab morgen, in der Geburtstags-Ausstellung im Berliner Filmmuseum. Deren geanz unbescheidener Titel: „Wo Filmkarrieren beginnen“. STEFFEN GRIMBERG
Info: www-dokfestival.leipzig.de, www.filmmuseum-berlin.de. Sendetermine für „Absolute Beginner“ ab 3. 11.