Entlassener Trainer darf Nachfolger wählen

Bei der Düsseldorfer EG musste der uncharmante Coach Mike Komma gehen. Bizarrerweise redet der Geschasste bei der Trainersuche mit. Ex-DEG-Star Didi Hegen lehnt Komma als Nachfolger ab: „Der schreibt Verein doch mit F“

DÜSSELDORF taz ■ Glaubt man dem Geschäftsführer der Düsseldorfer EG, dann wird er in diesen Tagen förmlich überschüttet mit Bewerbungen. Mehr als 30 potenzielle Eishockey-Fachmänner hätten sich bereits um das vakante Trainer-Amt beim Traditionsklub aus der Deutschen Eishockey-Liga beworben, berichtet Elmar Schmellenkamp. „Per Post, per Telefon oder per Fax. Da waren einige sehr interessante Namen dabei.“ Alle wollen sie angeblich Nachfolger des Tölzers Mike Komma werden, den die DEG am Dienstag wegen des miserablen Saisonstarts (vier Niederlagen, zwei Siege) und damit verbundenen Zuschauerschwunds nach drei Jahren Tätigkeit entlassen hatte. Schmellenkamp will jedoch die Ruhe bewahren: „Wir lassen uns bis zu zwei Wochen Zeit“, sagt er. Und so wird heute Abend (19.30 Uhr) beim rheinischen Hass-Klassiker der DEG gegen die Kölner Haie Co-Trainer Walter Köberle die Düsseldorfer coachen.

Die Trennung von Komma erfolgte in offizieller Diktion „im gegenseitigen Einvernehmen“ – doch in Wahrheit musste der Klub dringend handeln. Die DEG steckt in einer zünftigen Krise. Zum 2:4 am vergangenen Sonntag gegen Hannover, dem vermutlich schlechtesten DEG-Spiel aller Zeiten, kamen nur noch gut 4.000 Zuschauer an die Brehmstraße (Fassungsvermögen: 10.500) – und die forderten mit viel Verve (“Komma, das war dein letztes Spiel“) die Entlassung des Trainers aus Bad Tölz, der einen guten Teil zu der Enttäuschung der DEG-Fans beigetragen hatte.

Denn zum einen gestand er ein, dass er es nicht wisse, wie er „der Mannschaft Ruhe und Gelassenheit“ vermitteln solle, was ihm natürlich als Komplett-Versagen ausgelegt wurde. Zum anderen hatte Komma vor dem Saisonstart als einziger aller 14 DEL-Trainer seine Düsseldorfer exklusiv zum Meisterschaftsfavoriten erklärt. Er bezog sich dabei auf einen Dreijahres-Plan des Klubs. Im dritten Jahr nach dem Einstieg des Sponsors Metro, hieß es irgendwann einmal, sollte die DEG um den Titel mitspielen. Komma hatte jedoch nicht mitbekommen, dass die Klubverantwortlichen den Dreijahres- längst zu einem Vierjahresplan umgemodelt hatten.

Ein typischer Fauxpas des starrköpfigen Tölzer, der in seinen drei Jahren in Düsseldorf, wie zu hören ist, aus mangelndem Interesse keine Zeitung las. Mit seinem gänzlich uncharmanten Auftreten war Komma kaum dazu geeignet, den Klub zu repräsentieren. Zumal die DEG bald in neue Welten vordringen will. Im Herbst 2006 wird der Verein in eine neue Eisarena im Stadtteil Rath umziehen. Dort soll Eishockey künftig – ganz Düsseldorf-like – als schickes Vip-Event zelebrieren werden.

Trotzdem, und das ist nun wirklich bizarr, darf Komma bei der Auswahl seines eigenen Nachfolgers mitentscheiden. Auch hier zeigt er eleganten Stil. Didi Hegen, Trainer des Zweitligisten Duisburg, hatte sich öffentlich um den Posten beworben. Komma hielt ihn aber für ungeeignet und sagte der Rheinischen Post: „Der schreibt doch das Wort Verein mit einem „F“ vorn.“ Vermutlich verbaute sich Komma auch gleich seine eigene Zukunft mit der geschmeidigen Aussage: „Ich werde auf jeden Fall nicht nach dem erstbesten Angebot hüpfen. Zu Klubs wie Krefeld, Augsburg oder Iserlohn würde ich nicht gehen.“

Doch wer wird nun Kommas Nachfolger? Ex-Nationalspieler Erich Kühnhackl erhielt ein Angebot, doch der will beim EV Regensburg bleiben. Auch am Hamburger Co-Trainer Mike Schmid ist die DEG interessiert, doch auch der Deutsch-Kanadier ist vertraglich gebunden und wäre nur für eine hohe Ablösesumme zu haben. Und dann steht da noch ein anderer Name im Raume: Uwe Krupp, ehemaliger deutscher NHL-Star, wohnhaft in Atlanta. „Ich diskutiere mit meiner Familie schon lange über eine Rückkehr nach Deutschland“, sagt der 39-jährige, der bereits Trainer-Erfahrung im Jugendbereich gesammelt hat. Es gibt da jedoch Problem: Krupp ist gebürtiger Kölner. Sollte er die Düsseldorfer trainieren, würde er die Haie-Fans in eine schlimme Sinnkrise stürzen.

CHRISTIANE MITATSELIS