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Archiv-Artikel

Polizei: Infos für BILD?

Wegen Verdachts auf Verbreiten von Dienstgeheimnissen ermittelt die Polizei jetzt in den eigenen Reihen

Von ede

Bremen taz ■ Nach der Berichterstattung der BILD-Zeitung über eine libanesische Familie im Bremer Stadtteil Habenhausen ermittelt die Polizei nun in ihren eigenen Reihen.

Die Innenrevision prüfe, ob die in der BILD-Zeitung verbreiteten Informationen aus der eigenen Behörde durchgesickert seien, bestätigte gestern ein Polizeisprecher der taz. „Das könnte, es muss aber nicht so sein“, betonte er. Sollte sich der Verdacht erhärten, so drohten einem Schuldigen disziplinarrechtliche, aber auch strafrechtliche Sanktionen.

Nicht nur innerhalb der Polizei wirbelt die Berichterstattung über eine libanesische Familie Staub auf, die BILD als „schlimmste Asylfamilie“ diffamiert hatte. Die CDU setzt sich derzeit gegen Kritik zur Wehr, Anstöße für eine solche diffamierende Presse-Kampagne geliefert zu haben. Die BILD-Zeitung hatte interne Erkenntnisse aus Ermittlungen veröffentlicht – die allerdings nicht zu der öffentlich bescholtenen Familie passen, von deren Wohnhaus ein Foto veröffentlicht wurde. Auch war ein Straßenname genannt worden.

Die Bremer Ausländerbeauftragte Dagmar Lill hat sich bereits eingeschaltet, um Hintergründe solcher übelwollender und weitgehend falscher Vorwürfe gegen die Familie zu sondieren und innerhalb der Nachbarschaft zu vermitteln. „Wir rätseln, ob hier etwas verwechselt wurde“, sagte Lill. Erste eigene Recherchen hätten Ergebnisse erbracht, die mit der Berichterstattung nicht übereinstimmten. Die Familie selbst sieht sich als Opfer einer Rufmord-Kampagne.

Tatsächlich beziehen die Eltern und deren jüngste Kinder Sozialhilfe, nachdem sie vor dem Bürgerkrieg im Libanon flohen und durch das damals ebenfalls umkämpfte Kriegsgebiet Kurdistan über die Türkei nach Deutschland kamen. Drei ihrer älteren Söhne jedoch sind unbescholten beruftstätig.

Weil die Kinder der zweiten Generation dieser Familie als weitgehend integriert gelten, hatte Ex-Innensenator Kuno Böse (CDU) noch zu seiner Amtszeit einem Kompromiss zugestimmt, wonach diese zumeist in Deutschland geborenen Kinder Bleibemöglichkeiten haben sollen. Diesem Zugeständnis war ein wegweisendes Urteil des Oberverwaltungsgerichtes vorausgegangen.

ede