: Durchstich Vom Papst und den Bedürftigen
Es war ja nicht anders zu erwarten. Seit Jahren tönt es aus dem Ressort von Sozialsenatorin Röpke, man müsse hier „umstrukturieren“, dort „neu organisieren“, damit alles in Zukunft wie geschmiert läuft zwischen den Sozialämtern, den Stadtteilen und dem Arbeitsamt. Ja, Pustekuchen.
Anstatt wie versprochen Geld einzusparen durch die Neuerungen, die unter dem schönen, aber irreführenden Titel „Fordern und Fördern“ laufen, soll nun erneut zugeschossen werden in die Sozialhilfekasse. Wir hamm’s ja.
20 Millionen Euro mehr braucht die Hansestadt für die so genannten Bedürftigen. Darf ich zu bedenken geben, dass unsre Straßen ganz anders aussähen, wenn das wirklich alles Bedürftige wären? Stattdessen sind sie voll von Großfamilien im Mercedes und schon die Erstklässler in den so genannten „benachteiligten Stadtteilen“ tragen Marken-Klamotten. Aber halt. So etwas darf man ja nicht sagen. Der Missbrauch sei verschwindend gering heißt es dazu gebetsmühlenhaft im Sozialressort. Schlimm. Sehr schlimm.
Aber es wäre nicht unsre schöne und trotz allem sehr geschätzte Hansestadt, wenn es nicht auch Gutes zu berichten gäbe. Unser Bürgermeister, Doktor Henning Scherf ist ja auch zuständig für die religiösen Angelegenheiten in dieser Stadt. Und in dieser Funktion durfte er vor wenigen Tagen das Kriegsbeil zwischen dem protestantischen Norden und der katholischen Kirche endgültig und tief vergraben. Auch Bremen hat jetzt einen Staatsvertrag mit dem Vatikan. Nicht dass sich vieles dadurch ändern würde, aber es ist doch wieder ein positives Signal für unsre bunte und weltoffene Stadt.
Apropos Signal. Wir leben, wie gesagt in einer bunten, manchmal allzu weltoffenen Stadt und dazu gehört es, einem hohen Gast, komme er auch von noch so fern, einen angenehmen Empfang im Rathaus zu bereiten. Aber, nichts für ungut, Herr Doktor Scherf, finden Sie es wirklich nötig, dass für jeden König dieser Erde aus Ländern, die man kaum aussprechen kann, geschweige denn weiß, wo sie liegen, eine Fahne am Rathaus gehisst wird. Da ließe sich doch sicher in unserem von der Haushaltsnotlage so bitter geschüttelten Land zumindest der Beflagger im Rathaus einsparen.
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