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: Linkes Trauerspiel

Sechs Wochen, immerhin. Eineinhalb Monate lang hat sich die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit nach ihrer Gründung in NRW einigermaßen unfallfrei auf die Landtagswahl vorbereitet, von Mandaten und politischem Einfluss geträumt. Nun erleidet sie das gleiche Schicksal wie viele andere linke Politprojekte: Sie reibt sich auf in Streitereien, Richtungskämpfen, Eitelkeiten.

Der Anlass für den jüngsten Linksabweichler-Krach ist geradezu lächerlich: Man bekommt, welch freudige Nachricht, neue Mitglieder – und bekommt sich prompt darüber in die Haare, wo man diese unterbringen soll. Die Konsequenzen sind riesig: Mit dem unbequemen, zum Querulantentum neigenden Ex-Opelaner Peter Jaszczyk verliert die Wahlalternative eine Integrationsfigur, vor allem für Industriearbeiter. Bitter ist das vor allem, weil sich die Wahlalternative gerade von den Arbeitskämpfen bei Opel und Karstadt Rückenwind für die Landtagswahl erhofft hat.

Als „Häutungs- und Reifeprozess“ will der NRW-Landesvorstand nun die Schrumpfung der Landesspitze verstanden wissen. Will heißen: Wir sind eine berechenbare Alternative. Die erfahrenen Gewerkschafter und Ex-Parteipolitiker übernehmen, loose cannons und Spontis scheiden aus. Im Hinblick auf künftige Wahlchancen ist das ein fatales Zeichen: Die Wahlalternative ist entstanden aus einem bunten Mix aus enttäuschten Sozialdemokraten, ehemaligen Kommunisten und Montagsdemonstranten. Sie wird dieses gesamte Spektrum abdecken müssen, um überhaupt an der Fünf-Prozent-Hürde kratzen zu können. Dezimiert sich der Landesvorstand weiter, braucht er gar nicht erst anzutreten. KLAUS JANSEN