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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Die zehn Gebote“, Volksbühne, 26. 12.
„Caruso in Cöpenick“, Stadttheater Cöpenick, 27.+28. 12.

Die Möglichkeiten, sowohl dem Weihnachtsbaum als auch der Stimmung unter demselben Richtung Theater zu entkommen, sind rar, aber nichtsdestotrotz gegeben. Fast noch konventionell unser erster Vorschlag, nämlich das Weihnachtsfest zusammen mit Helmer und Nora zu verbringen. Das mörderische Paar, das Thomas Ostermeier aus ihnen gemacht hat, ist diese Woche ziemlich häufig in der Schaubühne zu sehen. In der Weihnachtszeit hat naturgemäß auch die schon etwas verstaubte Disziplin der Soziologie Hochkonjunktur. Denn spätestens, wenn die Weihnachtsgans aus Singles wieder Gruppen oder gar Familien modelliert, müssen selbige natürlich analysiert werden. Auch das Theater gibt sich hier wieder richtig Mühe, und zwar im unermüdlichen HAU 2, wo das Dresdener Regieteam Peter und Harriet Maria Menning alias norton.commander.productions mit „out of control“ auf den Spuren von Rainer Werner Fassbinder über Kontrollfelder und gesellschaftliche Mechanismen nachdenken will. Das heilige Weihnachtsfest kann manchen Zeitgenossen auch zu völlig asozialem Verhalten verleiten. All jenen sei die „Verbrecherversammlung“ als Quelle der Inspiration empfohlen, die stilecht am Heiligen Abend in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz tagt. Vorsichtshalber erst ab 22.30 Uhr, falls jemand doch vorher noch unterm Christbaum vorbeischauen will. Werner Labisch und Jörg Sundermeier präsentieren eine Revue, deren Inhalt hier nicht verraten werden sollen. Im Mudd Club lädt die Liga für Kampf und Freizeit mit den „Surfpoeten“ zur Heiligen Nacht. Überhaupt nicht heilig ist Christoph Marthalers Abend über „Die zehn Gebote“, der jahresendzeitgemäß am 2. Weihnachtstag wieder in der Volksbühne zu sehen ist. Die vermutlich letzte Premiere in diesem Jahr findet am Samstag im Stadttheater Cöpenick statt: „Caruso in Cöpenick“.

„Out Of Control“, Hebbel am Ufer, ab 27. 12.
Henrik Ibsen: „Nora“, Schaubühne, 25.–28. 12.