Urdrüs wahre Kolumne
: Heute mal mit Werbeblock

Wer nicht weichen will, muss deichen. Und so werden wir kleinen Bremer Eigenheimer demnächst wohl höhere Beiträge für den Deichverband entrichten müssen und solange da nicht irgendein politischer Entsorgungsfall zum Hauptmann gemacht wird, wollen wir das dann ja ganz gern tun, nachdem wir inzwischen gründlich seebebensensibilisiert sind und selbst den Waller Feldmarksee fürchten gelernt haben. Im Reisebüro aber verkauft man auch schon letzte Sicherheiten: „Sommerferien buchen jetzt – garantiert tsunamifreie Region“ heißt es da plakativ über Urlaub am Schwarzen Meer. Und höhnisch kichert die Wirklichkeit: „Unverhofft kommt oft!“

So sehr ich mich anfangs darüber gefreut habe, dass in den letzten Wochen immer wieder Steckbriefe des Thomas Röwekamp in dieser Zeitung erschienen, so dringend möchte ich nunmehr von einer Fortsetzung dieser Fotoserie abraten: Junge Idealisten, die diesem Schwerenöter bei Gelegenheit mal Bescheid stoßen wollen, können ihn zwischenzeitlich ganz bestimmt identifizieren, vielen anderen aber stößt der Anblick dieses krassen Sozialversagers inzwischen so sauer auf, dass die tägliche Zeitungslektüre zur Mutprobe wird. Bitte erst wieder ein Röwekamp-Konterfei, wenn das Schicksal ein bisschen Charakter in sein emotionales Leergesicht gestempelt hat!

Nach längerer Pause betrete ich mal wieder den „Waller Buttjer“ und werde dort von mir unbekannten Schnapsnasen mit der Frage begrüßt: „Bist du nun Heinz Erhardt oder Gottlieb Wendehals?“ Hoheitsvoll antworte ich den Spöttern: „Nee, ich bin der Enkel von Wilhelm Kaisen“, worauf man mich in dieser traditionsreichen Prollkneipe fragt: „Wer issen das?“ Soweit ist es gekommen mit uns!

„Wenn ich dich ganz zärtlich küsse – gibt’s dann Geld?“ lassen die Jungunionisten auf einer ihrer bekannt witzigen Postkarten Henning Scherf ins Kanzlerohr flüstern. Ja wissen die frivolen Nachwuchspolitiker denn nicht, dass „Küssen echt“ im Gewerbe sehr viel teurer ist als Französisch ohne? Und das, obwohl sie doch im Wahlkampf immer diese ulkigen schwarzen Kondome verteilen? Solchen Ignoranten darf man jedenfalls die Fragen der Haushaltskonsolidierung nicht überlassen!

Mit einem bunten Spielzeug-Feldstecher beobachtet ein Zehnjähriger bei Woolworth das geschäftige Treiben und irgendwie bekomme ich Lust, in sein Blickfeld zu treten und ihm zuzuwinken. Zornig rückt er mir auf den Pelz: „Sie hindern mich an meiner Arbeit als Detektiv“. Und als ich daraufhin zu grinsen beginne, setzt er bedrohlich nach: „Ich werde Sie im Auge behalten!“

Ob Rolf „Bully“ Herderhorst als Kind auch schon so war? Und sind die jetzt als Schläger verurteilten Bremer Straßenbahn-Controllettis am Ende das, was im tragischen Ernstfall bei sowas rauskommen kann?

Der Werbeblock: Besucht die Bremer Kunsthalle, ergötzt euch an der Ausstellung des wunderbaren Norbert Schwontkowski, damit Ihr mitreden könnt, wenn in Zukunft irgendwo von wichtiger und lebendiger Kunst aus Bremen die Rede ist. Und trinkt hinterher (hinterher!) sehr viel Bier. Danke für den Tipp? Gern geschehen, sagt schon mal

Ulrich
„Walle“ Reineking