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Archiv-Artikel

Pfiffe für die Mafia?

Schiedsrichter-Skandal: Robert Hoyzer soll in Berlin Kontakte zur organisierten Kriminalität gepflegt haben

Von MATTI

BERLIN taz ■ Während der des Betrugs verdächtigte Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer weiterhin jegliches Fehlverhalten bestreitet, zeichnet sich eine neue Dimension der Affäre um verschobene Fußballspiele ab. Das Magazin Stern berichtet in seiner heute erscheinenden Ausgabe, dass der 25-Jährige mit der kroatischen Mafia in Verbindung gestanden habe. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bestätigte Verdachtsmomente in dieser Richtung, die Staatsanwaltschaft Braunschweig, die sich der Sache zunächst angenommen hatte, gab den Fall inzwischen zum mutmaßlichen Tatort Berlin ab.

Damit verdichten sich Hinweise auf eine Beteiligung krimineller Organisationen an Wettbetrügereien in Deutschland, wie sie im Dezember bereits die Aussage eines Spielers von Rot-Weiß Oberhausen nahe gelegt hatte. Nach Hinweisen auf Unsauberkeiten beim Zweitligaspiel Aue – Oberhausen hatte dieser zugegeben, dass jemand telefonisch versucht habe, ihn zu einer Beeinflussung von Spielen zu überreden. Er habe abgelehnt, wolle aber anonym bleiben, denn diese Leute seien „sehr gefährlich“, hatte der Profi erklärt. Auch bei der Sitzung des DFB-Präsidiums am Montag war die Rede davon, zum Schutz von Zeugen die Polizei einzuschalten.

Robert Hoyzer hat sich zur Vertretung seiner Interessen derweil die Dienste des Anwalts Stephan Holthoff-Pförtner gesichert, der früher auch Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl vertreten hatte. Dessen hervorstechendste Eigenschaft bei seinen Aussagen waren bekanntlich gewaltige Gedächtnislücken.

Zunehmend in der Kritik steht das deutsche Schiedsrichterwesen, nachdem dessen Chef Hellmut Krug in der Berliner Zeitung zugeben musste, dass Beobachtung der Referees nur bei Bundesliga-Partien vorgesehen sei, und man nun Zeitungsartikel über Hoyzers Spiele auswerten wolle. Bislang hatte man gedacht, dass die Schiedsrichter-Supervisor, wenn sie schon nicht Spiele der zweiten und dritten Liga oder der ersten Pokalrunde beobachten, wenigstens den Kicker lesen würden. MATTI