urdrüs wahre kolumne
: Pacht in Fallobst und andere angemessene Kompromisse

Ganze 75 Jahre alt ist die unsägliche Kommunalstruktur Osterholz-Scharmbeck und doch taten die dortigen Schützenbrüder, Kohlkönige und sonstigen Torfstecher so, als ob sie eine richtige Stadt seien und luden sich zu diesem kläglichen Jubiläum den Weltstar Roland Kaiser und befehden sich nun mit ihm vor Gericht, weil der Entertainer von seinen vielbesungenen sieben Fässern Wein einige Gläschen getrunken haben soll. Jetzt wollen sie ihm die Gage nicht bezahlen und sollen doch froh sein, dass sie sich in ihrem Kaff mal was anderes erzählen können als die Geschichte vom letzten PC- Schnäppchen beim Aldi. Solche ungeilen Geiz-Typen sind des deutschen Schlagers unwürdig und sollten bitteschön nur noch von Alleinunterhaltern mit vorprogrammiertem Keyboard zum Überleben des Holzmichel befragt werden, bis ihnen das Moorwasser aus den Ohren kommt!

Ein mir wohlbekannter Student im mittlerweile 46. Lebensjahr (im Herzen sehr viel jünger!) wurde jetzt bei Vorlage seines Studentenausweises mit der Bitte um Ermäßigung von der Frau an der Theaterkasse in Hannover abschlägig beschieden mit den Worten: „Das Stück läuft gut genug, da müssen wir für Schnorrer keine Rabatte geben!“ Solche Damen aber nennen wir immer noch kreuzdämlich und wünschen ihnen den raschen Abgang vom hohen Ross direkt ins verdreckte Straßenbegleitgrün ...

Jetzt habense sich aber vertan, die Großkotzionäre! Mit Jens Eckhoff als Speerspitze den Raubzug gegen Kleingärtner und Parzellisten zu starten, ist ein Krieg, den sie bei aller Niedertracht nicht gewinnen können. Scharen dressierter Maulwürfe werden ihre babylonischen Türme des Hochmuts untergraben, der Klappspaten die Hinterhöfe ihrer Macht nach den dort verborgenen Leichen durchfurchen und alle Flüche dieser Welt beim Ausrupfen von Quecke und Giersch werden sich gegen das Regierungsbündnis richten und bittere Frucht tragen! Eine Pachterhöhung von 18 auf 40 Cent, damit Ihr Eure Pferdewetten platzieren könnt und die Sanierung Eurer uncharmanten Einfamilienhäuser Platz findet im Etat durchgeknallter Großprojekte: das könnt selbst Ihr mit den Gartenfreunden von Wilhelm Kaisen nicht machen, ohne Euch dabei so zu überfressen, dass Ihr in Atemnot geratet. Kaum regt sich ob dieser Kriegserklärung milder Zorn, da winselt Eckhoff was von angemessenen Kompromissen. Kann er haben: wir Gartenfreunde wären bereit, die nächste Pacht Stück für Stück in Fallobst zu entrichten! Direkt in die reformfreudigen Gesichtsmasken.

Soll man sich über alles aufregen? Soll man nicht! Und so bekenne ich, mich ganz doll gefreut zu haben, als dieser Tage ein hanseatischer Gentleman am Domshof nicht nur hinter seinem Schirm herrannte, sondern diesen auch noch verbal zu beeindrucken versuchte: „Nun halt mal bitte bitte. Wirst du wohl halten, du Biest?“ Das Biest immerhin gehorchte und der Herr im ausgesprochen feinen Zwirn, er dankte der beseelten Materie mit jenem pferdegebissigem Lächeln, das man sonst nur bei Bürgermeistern im Trubel des Seniorenkarnevals beobachten kann. Wenn das Glück dich anlacht, so lächel zurück, empfiehlt in gelassener Betulichkeit

Ulrich „altbacken“ Reineking