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Archiv-Artikel

Das Pfeiffersche Drüsenfieber

In dieser Kolumne werden wir während der dunkelsten aller Jahreszeiten, der fußballlosen, erhellende Worte über Erkrankungen und Verletzungen von Sportlern verlieren. Welche Erkrankung oder Verletzung es in diese Kolumne schafft, hängt weder von ihrer Häufigkeit, noch von ihrer Gefährlichkeit ab. Es herrschen hier keine sachlichen Gründe sondern die Vorlieben des Autors.Emil Pfeiffer (1846 – 1921), ein aufgeweckter Kinderarzt, der sich für Kinderheime und Krippen einsetzte, beschrieb eine Krankheit, die seinen Namen trägt: Pfeiffersches Drüsenfieber (PDF). Die Amerikaner sprechen von „kissing disease“, weil die Übertragung durch Küssen geschieht. Das Eppstein-Barr-Virus, das 95 Prozent aller Europäer im Rachen haben, löst PDF aus, das oft als Grippe diagnostiziert wird. Die Symptome sind ähnlich: Glieder-, Leibschmerzen, Müdigkeit, Hals- oder Mandelentzündung, geschwollene Lymphknoten an Hals, Nacken, selten unter den Achseln und an den Leisten. Meist ist der Verlauf harmlos, bei Sportlern nicht. Intensives Training schädigt das Immunsystem und begünstigt den Ausbruch von PDF. Es gibt keine Therapie außer Nichtstun. PDF ist unheilbar, weil das Virus bleibt. Der Sportler kann es durch dosiertes Training zähmen, doch die nächste Schwächung des Immunsystems weckt es auf. Berühmte Opfer: Hochsprung-Weltmeister Martin Buß, 400-Meter-Europameister Ingo Schultz, Ronny Ackermann (Nordische Kombination), Mittelstreckler Nico Motchebon, Barbara Rittner (Tennis), Birgit Fischer (Kanu), Fußball-Profi Olaf Bodden. Trainer Werner Lorant warf ihm Simulantentum vor. ROGER REPPLINGER