Urdrüs wahre Kolumne
: Wat mutt, dat mutt!

Der Inhaber eines kleinen türkischen Lebensmittelladens grüßte mich lange Zeit mit dem Verwandtschaftsgrad „Onkel“, schwenkte dann irgendwann und ohne weitere Erläuterung um auf „Bruder“ und beim jüngsten Erwerb von Datteln, Ayran und Knoblauchwurst nannte er mich „lieber Bürgermeister“. Ist das nun Schmähung oder Würdigung?

Zwei niedliche Teenies verteilen Handzettel in der Obernstraße und da ich in solchen Fällen immer wieder darauf hoffe, dass solche Aktionen erste Signale für künftige Revolten sein können, wechsle ich extra die Straßenseite, um mir ein Exemplar zu holen. Die Mädels aber registrieren mich gar nicht und erst als ich direkt um den schmalen Papierstreifen bitte, überlässt mir eine der beiden kichernd einen Zettel mit den Worten: „Da gehst du sowieso nicht hin.“ Nein. Für die Erniedrigungen eines Probetrainings beim Fitness-Discounter mit Beratungsgespräch beim Power-Cocktail bin ich nun wirklich nicht zu haben. So jung und doch schon so verdorben – verteilt bitte gefälligst Aufrufe zu Blockaden, Generalstreiks und anderen zukunftweisenden Projekte zum Überleben der Menschheit oder zumindest des Feldhasen!

Endlich weist Bremen weltanschaulich motivierte Hassprediger konsequent aus. Wenn aber nun auch die ganzen Hetzer gegen Bettler, Punker und Hilfeempfänger das Land verlassen müssen – wer entschädigt Gastronomie, Wohnungswirtschaft, Herrenausstatter, Autohändler und andere für die Umsatzausfälle?

Zu kurz greift indessen die Forderung der Bremer PDS, nach dem Testat „IM-freie Zone Bremer Senat“ ähnliche Erhebungen auch für Verflechtungen zur privaten Wirtschaft anzustellen. Schließlich interessiert ja wohl auch, ob sich real existierende Geheimdienste oder Staatsschutz-Behörden wie CIA, BND etc. jetzt oder in der Vergangenheit bremischer SenatorInnen bedienen konnten …

Dass die Wachstuben, Aufenthaltsräume, Einsatzzentralen und Büros der Polizei voller kleiner Wichser stecken, war ja niemals nicht ein Geheimnis und soll auch nicht weiter diskrimiert werden: „Wat mutt, dat mutt!“ und schaden tut ja auch das bisschen Daunloaden und Abspritzen am PC nicht, sofern das Sperma nicht die Tastaturen lahmlegt und keine allzu teuren Mehrwertdienste bei Webcameras und Callcentern in Anspruch genommen werden – was soll also die künstliche Erregung über polizeiliche Entspannungsübungen via Internet? Was allerdings in Zeiten erhöhten Grippe-Risikos bei gleichzeitigem Publikumsverkehr auf den Wachen verlangt werden darf, ist erhöhte Betriebshygiene mit Mundschutz, Einweghandschuh und täglicher Sagrotan-Behandlung: Vorsicht, Tröpfcheninfektion!

Es stand zu befürchten, dass mit der Machtübernahme der Interbrew-Bierpanscher bei Beck’s die Qualität den Bach runtergeht: Dass jetzt aber auch noch die letzten Brauereipferde abgeschafft werden sollen, ist eine Kampfansage an alle, denen Biertrinken auch heimatliche Brauchtumspflege ist! So schließt für heute mit dem Sinnspruch „Wer den Brauerei-Zossen nicht ehrt/ist unser Zechen nicht wert“

Ulrich
„Zapfhahn“ Reineking