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Archiv-Artikel

Wolfkäppchen

Wolfsburg vergibt beim 0:0 gegen Kaiserslautern viele Chancen und den möglichen Auswärtssieg

Wer ahnungslos um die Tabellenstände der beiden Mannschaften auf den Schnee bedeckten Kaiserslauterer Betzenberg gekommen war, dem hätte leicht in den Sinn kommen können, hier spielten zwei Mannschaften gegen den Abstieg. Verzweifelt waren die Versuche auf beiden Seiten, eine spielerische Linie in das chaotische Treiben zu bringen und der vielen Fehlpässe Herr zu werden.

Vor 31.033 Zuschauern verpassten es die Gastgeber, die mit einem Sieg gegen den VfL Wolfsburg diesen in der Tabelle hätten überholen können, in den ersten sechs Minuten des Spiels in Führung zu gehen. Zuerst konnte Marco Engelhardt eine Flanke von Ioannis Amanatidis nicht erreichen, dann klärte Patrick Weiser vor dem Einschuss-bereiten Griechen. Die Grünweißen blieben außer bei einem Zusammenspiel von Pablo Thiam und Martin Petrov und bei einem Freistoß des Bulgaren, den FCK-Torwart Thomas Ernst abwehrte, harmlos. Kaum harmlos war Wolfsburg Kapitän Schnoor, der hoch motiviert war und dem man am meisten anmerkte, dass er dieses Spiel auf keinen Fall verlieren wollte. Er ging bei seinen Aktionen manchmal etwas zu weit. Wie bei einer Attacke mit dem gestreckten Bein gegen die Schulter des zu Boden gestürzten Halil Altintop, die einer roten Karte würdig gewesen wäre.

Der Türke im FCK-Dress hätte trotzdem zum Spielverderber für die „Wölfe“ werden können, doch zuerst hinderte ihn Facundo Quiroga in der 26. Minute am Torschuss, und drei Minuten danach zeigte Altintop gegen den gleichen Spieler, dass es ihm in entscheidenden Situationen an Durchsetzungsvermögen fehlt. Zum Glück für Wolfsburg, das sich in der 50. Minute den Nachteil verschaffte, den Rest des Nachmittags zu zehnt weiter machen zu müssen.

Quiroga, der bereits Gelb gesehen hatte, zog Thomas Riedl am Trikot und sah Gelb-Rot. Von wegen Nachteil! Es war der Weckruf für die „Wölfe“, die von nun an engagierter an der alten Wirkungsstätte ihres Trainers Erik Gerets zu Werke gingen.

Andres D'Alessandro, den seine Gegenspieler oft sehr hart angingen, gelang nach 56 Minuten ein genialer Querpass auf Petrov, der allein auf Ernsts Tor zusteuerte, aber unkonzentriert darüber zielte. Chance zwei vergab Thiam geradezu kläglich, als er ein Zuspiel von Petrov nicht verwertete. Und die größte Wolfsburger Chance zum 0:1 hatte Miroslav Karhan auf dem Fuß, doch Ernst warf sich ihm aus kürzester Distanz entgegen, wehrte ab und verhinderte so das Lauterer Unglück und den ersten Sieg des VfL Wolfsburg im Fritz-Walter-Stadion.

Stefan Schnoor brachte es nach dem Spiel auf den Punkt: „Man hat nicht gesehen, dass wir ein Mann weniger waren, wir haben gut gestanden und hatten mehrere hundertprozentige Chancen.“ Doch zu oft hatten ausgerechnet die „Wölfe“ ehrfürchtig wie Rotkäppchen vor dem Wolf verharrt und es versäumt, das entscheidende Tor zu erzielen. Günther Rohrbacher-List