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Archiv-Artikel

Friedlich verbunden

Von wegen Krise: Wenigstens für Briefmarkensammler steht es bestens um die deutsch-dänische Verständigung

Von TM

Auf dem kleinen Flecken Papier ist die Welt noch in Ordnung. Ein weißes fluoreszierendes Postwertzeichenpapier, die Maße 46 mal 27,32 Millimeter. Darauf sieht man die dänische und die deutsche Nationalflagge, friedlich miteinander verbunden. Gestern wurde die Sonderbriefmarke „50 Jahre Bonn-Kopenhagener Erklärungen“ bei einer deutsch-dänischen Feierstunde in Harrislee bei Flensburg, an der Grenze zu Dänemark, vorgestellt.

Verkauft wird die Marke in Dänemark und Deutschland mit demselben Motiv, zur Erinnerung eben an die Bonn-Kopenhagener Erklärungen, mit denen am 29. März 1955 in Dänemark und Deutschland die Rechte der Minderheiten aus dem jeweils anderen Land verbindlich festgelegt wurden.

Und hätte man nicht jüngst in Schleswig-Holstein versucht, eine Regierung zu wählen, würden sich alle selig an diesen an sich vorbildlichen Minderheitenschutz erinnern, kurz feiern, und gleich wieder zum Alltag übergehen, in dem es um das Verhältnis zwischen Dänen und Deutschen eigentlich bestens bestellt ist. Wenn nicht gerade die Machtfrage gestellt wird.

Dass aber der SSW, der politische Arm der dänischen Minderheit in Deutschland, tatsächlich eine rot-grüne Minderheitsregierung in Kiel möglich machen kann, weckte dieser Tage Ressentiments im CDU/FDP-Lager. Was wiederum seinen Widerhall in Dänemark fand. Da empfand etwa die Zeitung Information den Konflikt um den SSW als „anschauliches Beispiel für einen ethnischen Konflikt“, der „die Erlebnisse von Albanern, Kurden, und Tutsis“ besser verständlich werden lasse.

„Es ist eine große Enttäuschung, was deutsche Politiker hier an Mist verzapft haben“, meinte am Montag auch Siegfried Matlok, Leiter des Sekretariats der deutschen Minderheit im dänischen Parlament. Gleichzeitig kritisierte er die Politik des SSW als zu wenig transparent. Statt der angestrebten Tolerierung einer rot-grünen Minderheitsregierung durch den SSW wäre eine Regierungsbeteiligung „die demokratischere Lösung“.

Gut möglich aber, dass die Welt wieder in Ordnung ist und alle dänisch-deutschen Reibereien am 29. März vergessen sind: Dann treffen sich zur Feier der Erklärungen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Dänemarks Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen in Flensburg. Bei einem Handball-Länderspiel. TM