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Archiv-Artikel

Harte Konflikte im fliegenden Wechsel

Richtungsstreit wegen finanzieller Schwierigkeiten in der Freiwilligen-Agentur der Hamburger Aids-Hilfe. Neuer Vorstand gewählt, aber die Rücklagen sind aufgebraucht, die Zusammenarbeit mit dem Hospiz Leuchtfeuer ist ungeklärt

Die Behörde will für das Jahr 2005/06 50.000 Euro Förderung einsparen

Von Kerstin Fulge

Der Vorstand der Aids-Hilfe Hamburg ist auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung kollektiv zurückgetreten. Damit kam er einer vorgesehenen Abwahl zuvor. Grund für den Rücktritt war die von ihm getroffene Richtungsentscheidung, wegen finanzieller Engpässe in der Freiwilligen-Agentur „Ehrensache“ umzuziehen. Die beiden Aids-Hilfe-Projekte, die Agentur sowie das Beratungszentrum Struensee, sollten aus dem jetzigen Gebäude in St. Georg wegen zu hoher Miete fortziehen. Einzelne Mitarbeiter aber beharrten auf diesem Standort, es kam zum Krach. Zudem waren „harte Konflikte“ auf persönlicher Ebene ausschlaggebend, so Sven Karl Mai vom jetzigen Vorstand.

Die finanziellen Schwierigkeiten führt Petra Klüfer, ehemaliges Mitglied des Vorstandes, darauf zurück, dass die „Rücklagen“ der Aids-Hilfe aufgebraucht seien. Der Sanierungsplan des alten Vorstandes sah deshalb eine Reduzierung der laufenden Kosten durch den Umzug der beiden Aids-Hilfe-Projekte vor.

Jörg Korell, Leiter des Beratungszentrums, widersetzte sich den Umzugsplänen und wurde bereits am 21. Januar entlassen. Für seine Arbeit, sagte er der taz, sei die Anwesenheit des Beratungszentrums in der Langen Reihe entscheidend: Viele Klienten wohnen in den umliegenden Straßen in St. Georg. Das wiederum hält Petra Klüfer vom alten Vorstand gerade für ein Problem: Aus Angst, von Bekannten dabei beobachtet zu werden, traue sich manch potenzieller Kunde nicht in die Aids-Hilfe hinein.

Der neue Vorstand hat entschieden, dass die Aids-Hilfe in St. Georg bleibt – und Korell in seinem Job. Der Vermieter hat inzwischen die Miete reduziert. Der finanzielle Engpass ist damit allerdings nicht endgültig beseitigt. Denn zum einen stehen Kürzungen bevor: Die Gesundheitsbehörde will laut Klüfer für das Jahr 2005/06 voraussichtlich 50.000 Euro einsparen. Derzeit ist die Gesundheitsbehörde mit über 90 Prozent der Hauptförderer der Einrichtung.

Zum anderen könnte eine weitere Einkommensquelle der Agentur versiegen. So ist derzeit unklar, in welchem Maße die Zusammenarbeit mit dem Hospiz „Hamburg Leuchtfeuer“ fortgeführt wird. Die Arbeit der Agentur könne ohne die Gelder des Hospizes nicht mehr wie gehabt weitergeführt werden, beklagt Agenturleiter Christian Tausch. Denn die Freiwilligen-Agentur „Ehrensache“ finanziere sich ausschließlich über diese Drittmittel und Spenden.

Vollkommen unschuldig ist die Freiwilligen-Agentur allerdings nicht daran, dass die künftige Zusammenarbeit noch in den Sternen steht. Denn für die Vorlage eines neuen Leistungsangebotes hatte das Hospiz der Freiwilligen Agentur eine Frist bis Ende Januar 2005 gesetzt. „Bis dato“, berichtet Leuchtfeuer-Geschäftsführerin Petra Fischbach, „liegt allerdings kein Angebot vor.“