: Markus Schreiber will Hafencity bauen
KOMPETENZEN Der SPD-Bezirkschef von Hamburg-Mitte macht der Baubehörde die Kompetenz für die weitere Planung der Hafencity streitig und will nun selbst Hand anlegen
Bezirksamtschef Markus Schreiber
Zwei lange Tage war es verdächtig ruhig gewesen im Bezirk Mitte. Doch am dritten Tag des Jahres meldete sich Markus Schreiber (SPD), der Lautsprecher der sieben Hamburger Bezirksamtsleiter, im politischen Tagesgeschäft zurück und zeigte auf Anhieb, dass er auch im Jahr 2012 auf die Jagd nach Schlagzeilen gehen wird. Der Spezialist für spektakuläre Alleingänge, der unter Olaf Scholz (SPD) nicht Hamburger Bausenator werden durfte, will nun – wenn schon nicht ganz Hamburg – so zumindest das neue Hamburger Herzstück, die Hafencity, planen und bauen.
Auf NDR 90,3 forderte er am Dienstag ohne falsche Scheu, sein Bezirksamt müsse die Planungshoheit für das Quartier zwischen Elbe und Speicherstadt von der Stadtentwicklungsbehörde zurückbekommen, Bebauungspläne sowie Baugenehmigungen zukünftig in Eigenregie erstellen und erteilen.
Im Bezirk könne man das „besser, kostengünstiger und näher am Bürger dran“ planen, befand Schreiber gegenüber der taz und watschte damit ganz nebenbei Jutta Blankau (SPD) ab, die als Bausenatorin den Sessel besetzt, auf dem Schreiber so gern Platz genommen hätte. „Es würde den Bauprojekten zudem gut tun“, so Schreiber, „wenn bezirkliche Gremien wie der Bauausschuss oder die Bezirksversammlung die Projekte noch mal unter die Lupe nehmen und nörgeln dürfen“, so Schreiber. Da dies nicht stattgefunden habe, seit der CDU-Senat 2006 dem Bezirk die Planungskompetenz entzog, wirke der bislang sichtbare Teil der Hafencity „kälter und härter“ als andere Stadtteile.
In der Baubehörde löste der unabgesprochene Vorstoß nur Kopfschütteln aus. Schreiber selbst ahnt, dass sein Vorschlag „zur Zeit nicht mehrheitsfähig“ im SPD-Senat ist, was ihn natürlich nicht davon abhält, Ansprüche zu formulieren. „Ich will einen Stein ins Wasser werfen, sehe aber nur eine kleine Chance, dass diese Entflechtung auch politisch umgesetzt wird“, gibt sich der Bezirksamtschef realistisch.
MARCO CARINI