PDS rechnet ab

„Wahlalternative“-Chef Michael Prütz soll zu PDS-Zeiten Mitgliedsbeiträge unterschlagen haben. Anzeige geplant

Ein Streit zwischen ehemaligen Weggefährten geht in die nächste Runde: Wegen Unterschlagung von Mitgliedsbeiträgen will die PDS ihren ehemaligen Direktkandidaten in Kreuzberg, Michael Prütz, anzeigen. Der Landesvorstand der Partei wirft dem Versicherungskaufmann vor, in den Jahren 2000 bis 2003 Mitgliedsbeiträge in Höhe von rund 1.200 Euro eingezogen und nicht an die Partei weitergeleitet zu haben. Bei den Geldern handelt es sich laut PDS-Landesgeschäftsführerin Sylvia Müller um vier Jahresbeiträge eines einzelnen Parteimitglieds. Am Dienstag beauftragte der Landesvorstand eine Rechtsanwältin, Prütz schriftlich zur Rückzahlung binnen zwei Wochen aufzufordern.

Prütz zeigte sich gestern überrascht von den Vorwürfen: „Ich habe nicht die geringste Ahnung, was die PDS von mir will.“ Er kündigte eine Unterlassungserklärung durch seinen Anwalt an. Nach eigener Aussage ist Prütz seit drei Jahren kein Parteimitglied mehr. Seitdem engagierte er sich in der „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ (WASG). Als Hauptinitiator des „Volksbegehrens Soziales Berlin“ (VSB) sammelte er im Herbst 2004 – letztlich erfolglos – Stimmen für eine Abgeordnetenhaus-Neuwahl.

Die PDS hat den Streit um die Mitgliedsbeiträge wohl nicht zufällig an die Öffentlichkeit getragen. Im vergangenen Jahr attackierten linke Gruppen die Sozialpolitik der Regierungspartei PDS. Die Sozialisten verärgerte damals insbesondere ein Briefwechsel zwischen PDS-Fraktion und den Machern des Volksbegehrens gegen den Senat – Initiator war Michael Prütz. „Die PDS-Führung hat sich entschieden, auf welcher Seite der Barrikade sie steht. Wir auch“, schrieb Prütz in einem offenen Brief an seine ehemaligen Parteifreunde. MLO