: „Jugend wird zu einem Fetisch gemacht“
URAUFFÜHRUNG Das Theaterstück „Jugendbildnis“ untersucht die Art und Weise, wie auf Jugendliche geblickt wird. Am kommenden Samstag hat das Stück in Hamburg am Thalia in der Gaußstraße Premiere. Autorin Katharina Schmitt über Pubertät, den authentischen Blick und David Lynchs Figur Laura Palmer
taz: Frau Schmitt, der Schreibprozess Ihres Stückes „Jugendbildnis“ wurde von den Jugendlichen einer Schreibwerkstatt begleitet. Wie darf man sich das vorstellen?
Katharina Schmitt: Das Thalia-Theater machte einen Workshop für Jugendliche, die sich interessiert haben für das Schreiben von Theatertexten. Ich bin da eingeladen gewesen, um von meiner Arbeit als Dramatikerin zu erzählen. Da ich über Pubertät geschrieben habe, war das auch für mich nützlich: Ich bin Anfang 30 und habe eigentlich nie mit Jugendlichen zu tun. In diesem Sinne war es eine interessante Begegnung für mich.
Worum geht es in dem Stück?
Mich hat interessiert, was erwachsene Menschen an dem Thema Jugend interessiert. Also: Was ist der Blick von uns auf diese Zeit? Was ist daran so anziehend? Ich glaube, dass wir in einer Gesellschaft leben, die Jugend sehr idealisiert, die sie zu einem Fetisch macht.
Wie haben Sie das umgesetzt?
Das Stück geht aus von der Beschreibung von verschiedenen Gegenständen, die alle einmal einer Jugendlichen gehörten. Diese Jugendliche ist aber nicht anwesend in dem Stück. Die Gegenstände werden beschrieben von ihren aktuellen Besitzern. Über diese Beschreibung erfährt man Dinge über die Jugendliche, der sie gehört haben. Dabei entsteht immer ein sehr fetischistischer Blick.
Eine Handlung im engeren Sinn gibt es also nicht?
Nein, das ist eine Textfläche. Es gibt auch viele sich widersprechende Aussagen in diesem Stück zu dieser Figur. Es ist ein bisschen wie bei „Twin Peaks“ von David Lynch, wo Laura Palmer auch vieles ist für all die Leute, die sie beschreiben.
Richtet sich das Stück an Jugendliche oder an Erwachsene?
An beide.Wie haben Sie recherchiert? Mir war klar, dass ich kein Problemstück etwa zur Teenager-Schwangerschaft schreiben würde. Ich bin auch selber nicht mehr in der Pubertät und hätte einen authentischen Blick von innen gar nicht liefern können. Ich wusste früh, dass ich einen starken formalen Zugriff nutzen möchte. Also habe ich viel gelesen über die Entstehung von Museen. Was ist eine Sammlung? Was ist ein Museum? Und wie kommt es dazu, dass man einen Gegenstand in ein Museum setzt? INTERVIEW: KLI
■ Hamburg: Premiere: Sa, 18. 2., 20 Uhr, Thalia in der Gaußstraße, Gaußstraße 190; weitere Termine: Mi, 22. 2., Di, 28. 2., Di, 6. 3., je 20 Uhr und Do, 15. 3., 19 Uhr