: Superstar gesucht
Die PDS hofft, drei Direktmandate in Berlin zu gewinnen. Dafür bräuchte sie aber Gregor Gysi
Bundesweit mehr als fünf Prozent – so das Ziel der PDS. Wegen der linken „Wahlalternative“ im Westen wird das aber trotz Hartz-Frust und Agenda-2010-Überdruss nur schwer zu erreichen sein. Umso wichtiger sind die mindestens drei Direktmandate, die die Partei für den Wiedereinzug in den Bundestag holen muss, wenn sie an der Fünfprozenthürde scheitert. Und da richten sich alle Augen auf Berlin, wo der Partei dieses Kunststück 1998 gelang, im Gegensatz zu 2002.
Das große Problem: Noch ist nicht klar, wer für die PDS in den Ring soll. Alle hoffen darauf, dass Talkshow-Star Gregor Gysi Spitzenkandidat der PDS für den Bundestagswahlkampf wird. Gleichzeitig würde er Direktkandidat in einem der fünf Berliner Wahlkreise, die die PDS gewinnen möchte. Bis zum Wochenende will sich Gysi entscheiden, ob er wirklich noch einmal antritt; vieles spricht dafür.
Die beiden PDS-Bundestagsabgeordneten Petra Pau und Gesine Lötzsch sollen es wie 2002 schaffen, ihre Wahlkreise – Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg – zu gewinnen. Gysi würde, wenn er kandidiert, in Kreuzberg-Friedrichshain, Treptow-Köpenick oder Pankow antreten. „Das ist noch nicht entschieden“, sagte Landesparteichef Stefan Liebich gestern. Auch stehe noch nicht fest, welche Kandidaten die Partei in den anderen Wahlkreisen ins Rennen schickt. Bis spätestens zum 15. Juni will Liebich entsprechende Vorschläge unterbreiten. Der für den Herbst vorgesehene Landesparteitag soll nun wahrscheinlich bereits im Juli stattfinden.
Der Bundestagswahlkampf könnte in den nächsten Monaten die relativ harmonische Arbeit im rot-roten Senat belasten. PDS-Wahlkampfleiter Bodo Ramelow fordert seine Genossen in den SPD/PDS-Landesregierungen in Schwerin und Berlin auf, mehr Profil zu zeigen. „Ich erwarte klare Ansagen an unseren Koalitionspartner, dass Themen wie Hartz IV mit viel deutlicherem Nachdruck betrieben werden“, so Ramelow. PDS-Landeschef Liebich relativierte gestern diese Forderung. Schon während des Europa-Wahlkampfes habe sich gezeigt, dass sich Wahlkampf und Regieren vereinbaren ließen. RICHARD ROTHER